Ein Märchen mit blutigen Strichen: Die tragische Geschichte von Jason Corbett und Molly Martens
In den sanften Hügeln Irlands, wo der Nebel zu den jahrhundertealten Eichen flüstert, könnte die Geschichte von Jason Corbett und Molly Martens wie ein modernes Märchen klingen. Ein verwitweter Vater, der sich mit seinen zwei kleinen Kindern in der rauen Welt des Alleinerziehens durchschlägt, trifft auf eine dynamische Nanny, die bereit ist, die Lücken in ihrem Leben zu füllen. Die beiden verlieben sich ineinander, heiraten und verwirklichen den Traum von einem neuen gemeinsamen Zuhause in Amerika. So beginnt eine Erzählung, die in die Tiefen der Liebe und des Lebens eintaucht, und doch, wie in vielen Geschichten, die mit dem Wort "Und sie lebten glücklich bis ans Ende ihrer Tage…" enden, entwickelt sich alles in einen Albtraum.
Der Kontrast ist schockierend. Statt eines harmonischen Familienlebens brach schließlich das Unheil über die Familie herein, als Jason Corbett am 2. August 2015 in seinem eigenen Zuhause starb – getötet von seiner Frau Molly und ihrem Vater, Tom Martens. Was, wie ein einfacher Mordfall erscheint, wird schnell zu einem komplexen Geflecht aus Missbrauchsvorwürfen, Selbstverteidigung und psychischen Abgründen, die tief in der menschlichen Psyche verwurzelt sind.
Im aktuellen Dokumentarfilm „A Deadly American Marriage“ versuchen die Filmemacher, die Wahrheit hinter dieser blutigen Nacht aufzudecken. Sie führen uns in das Leben der beiden Kinder, die in dieser Tragödie aufgewachsen sind, und die nun als junge Erwachsene die Erinnerungen an ihren Vater mit einem schrecklichen Verlust konfrontieren müssen. Ihr Blick ist geprägt von Verlust und Trauer, und gleichzeitig drängt die Frage nach der Schuld auf die Zuhörer. War Jason ein liebender Vater und Partner oder tatsächlich ein brutaler Mensch, der seine zweite Frau zur Verzweiflung getrieben hat?
Um tiefere Einblicke in diese Geschichte zu gewinnen, musternd wir die Hintergründe. Jason Corbett, ein erfolgreicher Geschäftsmann mit Wurzeln in der irischen Landschaft, führte ein Leben, das alles zu versprechen schien. Doch die Schatten seiner Vergangenheit, die sich um seine ereignisreiche Ehe mit seiner ersten Frau ranken, scheinen nie ganz verschwunden zu sein. Auch Molly Martens, die weit weg von ihrem Heimatstaat North Carolina in Irland die Liebe fand, scheint eine ebenso schwierige Geschichte zu verbergen, die in ihren Augen steht, wenn sie über die Geschehnisse jener Nacht spricht.
Molly und ihr Vater behaupten, Jason sei gewalttätig und bedrohlich gewesen. In ihrer Schilderung ist sie die verzweifelte Frau, die auf der Flucht vor einem unberechenbaren Mann ist. Diese Sichtweise wird von den Filmproduzenten detailliert untersucht, Interviews, Zeugenaussagen und Fachleuten zum Thema häusliche Gewalt fließen zusammen, um die Spannungen in den Beziehungen zu entblättern. Es ist ein kompliziertes Spiel, bei dem sich die Wahrheit wie ein Schatten um jeden Protagonisten schlängelt.
Die Kinder, die kurz nach dem Tod ihres Vaters in den Mittelpunkt der Nachforschungen rücken, gewinnen im Verlauf des Films an Bedeutung. Ihre Stimmen schallen durch Raum und Zeit, ihr ungebrochener Wille zur Erinnerung zeugt von einer tiefen Liebe und zugleich einer unendlichen Trauer. Sie versuchen, die Kluft zwischen Vergangenheit und Gegenwart zu überbrücken, zwischen den schönen Momenten ihres jungen Lebens und der schrecklichen Abwesenheit ihres Vaters. Man kann den Schmerz und die Verwirrung förmlich spüren, die sie im Angesicht dieser verworrenen Realität begleiten.
Die Frage bleibt: Wie stark sind die Bande, die das Familienleben zusammenhalten, wenn es derart zerrüttet wird? Geht es bei dieser Geschichte noch um Liebe und Glück, oder ist es vielmehr das Streben nach einem verworrenen Ideal, das unweigerlich ins Verderben führen muss?
In einer Welt, in der die Grenzen zwischen Realität und Fiktion oft verschwommen sind, werden wir mit einem schrecklichen Prozess der Aufdeckung konfrontiert. Die Dokumentation bietet uns keine leicht verdaulichen Antworten. Sie zwingt uns vielmehr, über das Wesen des Zusammenlebens, die Dynamiken des Verhältnisses zwischen Mann und Frau und die dunklen Geheimnisse nachzudenken, die in den Schluchten unserer menschlichen Beziehungen lauern.
Und während die Kamera über die hügelige Landschaft Irlands gleitet, die Heimat eines Mannes, der geliebt und dann brutal aus dem Leben gerissen wurde, bleibt die ungemeine Entsetzlichkeit seiner Geschichte in der Luft hängen wie der dichte Nebel über den Feldern. Fast unmerklich stellt sich für den Zuschauer das Bewusstsein ein, dass Märchen nicht immer gut enden, und dass jede Geschichte, so traumhaft sie auch beginnen mag, in einem blutigen Scherbenhaufen enden kann.