Inmitten der glatten Flächen und blitzenden Werbung des Berliner Messegeländes schwebt eine Frage, die schwerer wiegt als die jüngsten technologischen Errungenschaften: Wie kommt man in einer Zeit, in der digitale Kommunikation den Ton angibt, bei Menschen wieder das Interesse an physischen Messen zu wecken? Der neue Chef der Internationalen Funkausstellung (IFA), ein gelernter Kaufmann und Visionär, hat sich entschieden, sich diesen Herausforderungen zu stellen. „Es fängt gerade erst an“, sagt er und lächelt dabei, als wäre die Bühne vor ihm nicht bloß ein Ort der Präsentation, sondern eine Plattform für das, was noch kommen mag.
In den verschlungenen Gängen der Messe angekommen, scheint die Aufregung, die einmal die Vorhänge lüften ließ, ein wenig verblasst. Überall sind Menschen mit Smartphones unterwegs, die auf Bildschirme starren, anstatt ihre Neugier auf die Realität hinter dem Glas zu richten. Die Zeit der digitalen Wunder, der eindrucksvollen Live-Streams und der sofortigen Downloads hat der physisch greifbaren Technik den Rang abgelaufen. Doch der IFA-Chef hat einen Plan, eine Vision für eine neue Ära – eine Messe 2.0, könnte man sagen, einer, die sich nicht nur neu erfindet, sondern auch die Menschen zurück ins Spiel bringt.
Er erwartet, dass diese Verwandlung nicht über Nacht geschieht. „Wir sind im Wandel“, sagt er, während er durch einen Raum voller Laptops und Smartdevices geht, die wie stille Zeugen einer Technologie-Evolution wirken. Jeden Tag kommt das Team zusammen, um zu brainstormen, zu diskutieren, zu träumen. Virtuelle Vernetzungssysteme sind Teil des neuesten Mottos: „Connecting the unconnected“. Das ist nicht nur ein Slogan; es ist eine Aufforderung, das zwischenmenschliche Gespräch zu fördern und den direkten Austausch zu erleben.
Die Stände, die einst mit pompösen Displays aufwarteten, sind zu interaktiven Erlebniswelten geworden. Ein Unternehmen zeigt seine Produkte nicht einfach nur; es inszeniert sie. Der potentielle Käufer kann nicht nur sehen, sondern es selbst ausprobieren. Bei einer Demo ist ein fernsteuerbares Gerät in der Luft – das ist nicht nur ein Gadget, das ist eine Erfahrung.
Das Messegeschehen wird lebendiger. Probe-Stationen laden ein, es selbst zu testen. Ein junger Mann ist in Gedanken vertieft – vielleicht ist es der erste Schritt zum Kauf eines neuen Smart-Home-Systems, vielleicht auch der Impuls, sich mit einem Anbieter zu vernetzen, von dem man nie zuvor gehört hat. Er nippt an seinem Coffee-to-go-Latte und lächelt, während er Fragen stellt, die nicht in eine Produktbeschreibung passen. Es sind die Fragen, die uns verbinden: „Wie nutzen Sie das in Ihrem Alltag?“
Immer wieder wird in Gesprächen das Wort „Erlebnis“ großgeschrieben. Die IFA versucht, den Rahmen für emotionale Erlebnisse zu schaffen. Die Aussteller sind weniger Verkäufer, sondern vielmehr Geschichtenerzähler, die ihre Innovationen in einen Kontext setzen. „Wir müssen die Macht der Community nutzen“, erklärt ein Ingenieur eines Start-ups. „Die Menschen wollen nicht nur informiert werden, sie wollen sich einbringen, sich kennenlernen.“
Am dritten Tag der Messe stapeln sich die Flüge von Berlin nach New York, und der CEO eines Tech-Giganten gibt eine Pressekonferenz. Plötzlich wird die Luft der Raum erheblich schwerer, und man spürt die Spannung. Er spricht davon, wie wichtig persönliche Interaktionen in der zunehmend anonymen digitalen Welt sind. „Wir verkaufen nicht nur Produkte, wir verkaufen Erlebnisse“, sagt er mit Nachdruck. Die Zuhörer notieren eifrig, nicht nur in ihren Köpfen, sondern auch auf ihren Geräten, Erinnerungen, die sie mit nach Hause nehmen möchten.
Aber während die IFA ihre Neuorientierung vollzieht, bleibt die Frage bestehen: Wie viel von dieser Erfahrung ist tatsächlich nachhaltig? Die Antwort schimmert in den Augen der Teilnehmer, die auf der Suche nach mehr sind. Sie möchten spüren und erleben, sie suchen nicht nur nach Technik, sondern nach Verbindungen. Doch die gleiche Technologie, die sie zusammenbringt, kann sie auch voneinander isolieren. Jenseits der Hallen mit ihren bunten Lichtern und pulsierenden Sounds werden Online-Communities weiter gedeihen. Es ist ein Balanceakt, den der Messechef nur zu gut kennt: den digitalen und den physischen Raum miteinander zu verbinden.
Ein Schwenk zurück zu den großen Messeständen, die sich mit den neuesten Innovationen aus der Konsumgüterindustrie schmücken. Es gibt Lichtinstallationen, die an die Nachtclubs der Stadt erinnern, und nicht minder gewaltige Displays, die die Fortschrittlichkeit der Produkte darstellen. Unweigerlich verweilt man einen Moment an einem Stand, um zu sehen, wie ein haptisches Gerät die Bedürfnisse der Nutzer nicht nur in Worten, sondern in einer „Hands-on“-Erfahrung widerspiegelt. Der Chef des Unternehmens erläutert detailliert die Funktionsweise, und seine Leidenschaft, die durch seine Sätze strömt, ist nicht zu übersehen.
„Eine Messe ist mehr als nur der Verkauf von Produkten. Es ist ein Schaufenster in die Zukunft“, sagt er und schaut dabei durch die große Fensterfront, wo Berlin mit seiner Lebhaftigkeit unaufhörlich pulsiert. Die zentrale Frage, die inmitten all dieser Entwicklungen bleibt, ist, ob der Zauber der persönlichen Begegnungen durch die glitzernden Bildschirme und physischen Stände tatsächlich in das digitale Zeitalter überführt werden kann.
In dieser sich wandelnden Welt der Technologien haben wir die Möglichkeit, einen neuen Weg einzuschlagen. Der IFA-Chef ist der festen Überzeugung, dass die Messe der Zukunft nicht der Laden ist, in dem man kauft, sondern der Ort, an dem man erkennt, dass wir beim Austausch über das, was wir lieben, nicht allein sind. Auf den Gängen der Messe huschen Erinnerungen aus Gesprächen, und genau hier, in diesem übergreifenden Raum zwischen digital und analog, wird das erste Kapitel der neuen IFA-Geschichte aufgeschlagen.