Es ist eine dieser stillen Moderevolutionen, bei der man erst beim zweiten Hinsehen begreift, was sich da gerade abspielt. Austin Butler, der Schauspieler, der mit seinen Rollen wie ein Chamäleon durch die jüngere Popkulturgeschichte schleicht, ist seit März das Gesicht einer Uhr, die mehr ist als ein bloßes modisches Accessoire: die neue Breitling Top Time B31. Was auf den ersten Blick nach einer handlichen Männeruhr klingt, entpuppt sich bei genauerem Hinsehen als ein cleverer Schachzug eines Traditionsunternehmens, das bislang für seine protzigen, wuchtigen Pilotenuhren bekannt war. Mit einem Gehäusedurchmesser von gerade einmal 38 Millimetern ist der Top Time B31 quasi der zarte Gegenpol zum Monument namens Navitimer, der seit Jahrzehnten wie ein majestätischer Riese am Handgelenk thront.
Was Butler für Breitling bedeutet, ist mehr als nur der Glamour eines neuen Markenbotschafters. Er symbolisiert eine Neuausrichtung, eine zarte Einladung, die wuchtige Schwere abzustreifen und sich dem charmanten Understatement zu öffnen – durchaus vertraut dem Geist klassischer Zeitmesser der 1970er, als weniger noch mehr war, nicht nur bei der Größe. Bei der Premiere seines Films „Caught Stealing“ in London überrascht Butler erneut mit einem Stück zurück zur Eleganz und Größe, die kaum mehr als 32 Millimeter misst: der Chronomat in seiner zierlichen Ausführung. Diese Uhr, wiederum nicht neu im Katalog, erlebt ihre Renaissance durch edle Designs, kleine Gehäuse und detailverliebte Accessoires, die sie vom rein funktionellen Instrument zum charmanten Begleiter im Alltag erheben.
Breitling, einst ein Hort für Piloten und Abenteurer, schickt sich an, ein breiteres Publikum anzusprechen – und sei es über die reduzierte Größe und den modischen Glanz der Rouleaux-Armbänder, die Butler an seinem Handgelenk trägt. Das mag zwar nach einer kleinen Kampfansage gegen die Ära der XXL-Statementuhren klingen, doch es ist vielmehr eine Rückbesinnung auf einen gewissen Gentleman-Stil, der sich durch die Jahrzehnte trotzig erhalten hat, auch wenn Zwischentöne und Größenpräferenzen in Mode und Designjahreszeiten schwanken.
Das Bild, das sich an Butlers Arm in Paris entfaltet, erinnert an Filmikonen wie Cary Grant oder Clark Gable, deren Uhrenzeiten ebenso stimmig und unaufdringlich wirkten wie ihr Auftreten auf der Leinwand. Es gibt eine stille Stärke darin, sich mit der Eleganz kleiner, präziser Uhren zu schmücken – jener Stärke, die sich nicht im Lärm der Größe, sondern in der feinen Mechanik und der bewusst gewählten Präsenz ausdrückt.
Und so schwingt in dieser Geschichte von Uhren und Männern eine kleine philosophische Frage mit: Warum messen wir Zeit nicht nur in Sekunden und Minuten, sondern auch in Geschichten, Persönlichkeiten und Momenten? Austin Butler und seine Breitling sind nicht bloß Begleiter durch den Tag, sie sind stille Zeugen einer Zeit, in der alles Beständige sein eigenes Gewicht und seine eigenen Größenverhältnisse findet.
Während Butler mit einer reduzierten, aber keinesfalls reduzierten Ästhetik neue Wege geht, bleibt die Welt der prominenten Uhrenliebhaber bunt, facettenreich und faszinierend. Ein schneller Blick auf andere Stars offenbart die Bandbreite dieser faszinierenden mechanischen Begleiter.
Da ist Novak Djokovic, der Tennis-Phänomen, der mit seinem Auftritt bei der ASICS House of Tennis in New York die monochrome Eleganz verkörpert. Seine Wahl fiel auf die Hublot Big Bang 20th Anniversary All Black – eine Uhr, die fast so geheimnisvoll und souverän wirkt wie “The Djoker” selbst. Schwarz in Schwarz, 43 Millimeter Kochkunst aus microblasted, polierter Keramik, dazu ein Chronograph mit doppelter Registeranzeige und ein strukturiertes Kautschukband, das Leichtigkeit und Technik in einer dunklen Harmonie verbindet. Limitiert auf nur 500 Exemplare, symbolisiert sie die perfekte Balance zwischen Understatement und Luxus – ein Statement, das ebenso auf dem Tennisplatz wie auf dem Handgelenk besteht.
In einer anderen Ecke des Spektrums lebt John Mayer, der Musiker, eine nahezu tantrische Beziehung zu seiner Aufmerksamkeit für Technik und Schönheit aus. Beim Broadway-Opening von Jeff Ross‘ „Take a Banana For The Ride“ zeigte Mayer eine stille Offenbarung: den Audemars Piguet Selfwinding Flying Tourbillon Extra-Thin RD#3 „50th Anniversary“. Eine Uhr, die nicht nur schmal ist (knapp über 8 Millimeter hoch), sondern im Innern auch die raffinierteste Technik beherbergt. Gerald Genta’s Legende, der Royal Oak, bekommt hier einen neuen Auftritt: Mit fliegendem Tourbillon und automatischem Antrieb ein Paradebeispiel für die Verbindung von seventies Vintage Flair und Hightech-Horologie. Mayer erinnert uns damit daran, dass Luxus auch eine Frage der Klarheit und der Feinheit sein kann, nicht nur des Preises und der Show.
Fast greift man sich unweigerlich an den Kopf, wenn man Mohamed Salah sieht – Superstar des englischen Fußballs –, wie er zur Verleihung der PFA Awards im Manchester Opera House eine Uhr trägt, die der Inbegriff von Opulenz ist: die Richard Mille RM74-02, ein automatischer Tourbillon mit einem Gehäuse aus Gold-Quarz TPT – einem Material, das fast so futuristisch klingt, wie es aussieht. Das Uhrwerk aus Rot- und Gelbgold, ein variabel einstellbarer Rotor für Maximalkraft, und der stolze Preis von fast 600.000 Dollar sorgen dafür, dass man sich fragt: Trägt man diese Uhr, um die Zeit zu messen – oder um eine Legende zu unterstreichen?
Ganz zum Schluss sei noch Bob Odenkirk erwähnt, der sich beim GQ-Interview mit etwas Bodenständigerem präsentierte: der Panerai Radiomir Quaranta, ein 40-Millimeter-Modell mit Geschichte, schlicht und doch kraftvoll. Diese Uhr, geboren aus der Marinegeschichte Italiens, ist mehr als bloßer Zeitmesser; sie vermittelt eine Aura von Resilienz und Understatement. Mit ihrem klassischen Lederarmband mutet sie wie eine fast heimliche Erinnerung an die große, gewichtige Zeit einer Intelligenz und Eleganz vergangener Tage an – und schafft so einen verbindenden Bogen von Gestern zu Heute, vom Kriegsschauplatz bis zur Film- oder Fußballpremiere.
Was lernen wir also aus diesem Kaleidoskop prominenter Handgelenke? Vielleicht, dass Zeit ein Dialog ist – zwischen Vergangenheit und Zukunft, zwischen schrillem Prestige und feinem Understatement; ein steter Wandel, zu dem auch die Uhren nie stillstehen. Inmitten der zuweilen schallenden Welt der Uhrenvielfalt erlebt gerade eine kleine Revolution ihre stille Geburt: das Comeback der zierlichen, präzisen, ja fast versteckten Zeitmesser an Männern, die wissen, dass wahre Größe nicht im Umfang, sondern im Blick für das Wesentliche liegt. Und das nun, in der Ära Austin Butlers, vielleicht nicht zufällig am Handgelenk dieser besonderen Zeit.