Austin Butler: Zwischen Hollywood-Glamour und Werkstatt-Stolz
Ein sonniger Nachmittag in London, die Kamera-Teams ruhen kurz, während Austin Butler eher beiläufig eine Straße entlangschlendert. Kein aufwendig inszeniertes Outfit für eine Premieren-Gala, kein makellos sitzender Anzug, der die blonden Haare und das makellose Gesicht des Schauspielers himmelhoch lobt. Stattdessen ein Look, der eher nach einem Mechaniker klingt, der seine Schicht an der Werkbank beendet und auf dem Heimweg zumindest noch kurz beim Pressetermin vorbeischaut – eine braune Arbeitsjacke, ein zerschlissenes weißes T-Shirt, ausgewaschene Kordhosen, und an den Füßen diese berüchtigten, zerfurchten Red Wing Boots. Es ist ein Stil, der zugleich schreibt und schweigt, erzählt und doch Raum lässt für die Vorstellung dessen, was nicht gesagt wird.
Austin Butler, der Hollywoodstar, der zuletzt für seine Rolle als Elvis Presley Anerkennung erntete, zwingt hier keine neue Rolle auf – keine kunstvoll zurechtgelegte Image-Fassade, sondern eine knorrige, an die ehrliche Arbeit erinnernde Silhouette. Während er den Presseausflug für seinen Film Caught Stealing nutzt, trägt er eine Art Uniform, die nicht glamourös, sondern geduldig und strapazierfähig wirkt. Die Schwere der braunen Arbeitjacke, die patinierten Messingknöpfe, die tiefen Taschen – alles erinnert an echte Abnutzung und echten Einsatz. Dieses Kleidungsstück wirkt, als hätte es Geschichten von Öl und Staub, vom Klang radarender Maschinen und dem Geruch von Benzin in sich aufgesogen. Hier spricht kein Schauspieler, der das Rampenlicht sucht, sondern jemand, der sich in einer ganz anderen Welt zu Hause fühlt.
Das weiße T-Shirt, das unter der Jacke hervorschaut, ist nicht etwa makellos und straff, sondern sieht aus, als habe es schon viele Geschichten erlebt: vom Spielen auf dem Hinterhof, vom Verschütten eines Kaffees und vom Improvisieren an einem müden Spätnachmittag. Die ausgefranste Halslinie, die entspannte Form, das leichte Übermaß an Stoff – das ist kein modisches Statement, sondern eine ehrliche Ode an den Alltag. Es ist das „Beater“-T-Shirt, das von den Straßen des amerikanischen Mittelwestens erzählt, vom Mühen und Ringen, von Menschen, die lieber Schrauben drehen als sich im Glanz zu sonnen.
Die Kordhose greift diese Erzählung fort. Ein Gewebe, das seit dem 18. Jahrhundert nicht nur modisch, sondern vor allem funktional war, hat Butler hier ausgewählt, um sich mit Arbeit und Bodenständigkeit zu verbinden. Kein modisches Accessoire, sondern ein robustes Material, das sich mit der Zeit trägt, mit Kratzern, Flecken und unzähligen Wegen erzählt wird. Diese Hose scheint sich mit jedem Schritt ein wenig wohler zu fühlen, als wäre sie Teil eines handfesten Alltags, der sich oft in repetitiven Bewegungen vollzieht, aber niemals banal ist.
Doch der wahre Schlussakkord dieser Szenerie spielt sich an den Füßen ab: die Red Wing Boots. Jahrzehntelang haben sie ihren Platz in der Arbeiterwelt eingenommen – in Fabrikhallen, auf Baustellen, in Werkstätten. Ihre verlässliche Verarbeitung und der Schutz, den sie bieten, machten sie zur Legende. Und doch finden sich unter ihnen Namen wie Jeremy Allen White, Ryan Gosling oder Timothée Chalamet – Männer, deren Image von glamourösen Red Carpets geprägt ist. Butler trägt seine Red Wings, als gehörten sie zu ihm, als seien sie schon durch die grellen Scheinwerfer dieser Welt gegangen und zerschunden worden von der Wirklichkeit. Kein Blatt vor den Mund – die Schrammen erzählen von einer Echtheit, die mit zunehmendem Alter an Wert gewinnt.
Es ist ein Bild, das sich gegen den glatten Glanz Hollywoods stemmt, das Tradition und Zeit miteinander verbindet. Austin Butler, der „Bikeriders“-Schauspieler, der längst mit einer Carhartt Detroit Jacke gesichtet wurde, schleift hier ein Stück amerikanische Arbeiterkleidung mit voller Absicht mit durch die Straßen Londons. Was noch fehlt? Vielleicht nur noch der Name „Austin“ als Aufnäher auf der Brust, ein letzter persönlicher Stempel auf einer Uniform der Authentizität.
In einer Welt, die immer öfter nach Inszenierung, Perfektion und Hochglanz strebt, ist Butlers Outfit ein stiller Aufschrei für das Echte. Es erinnert daran, dass Mode weit mehr ist als nur ein Oberflächenritual – sie ist eine Sprache, die über Herkunft, Haltung und Haltung spricht. Wenn Austin Butler also irgendwann die Schauspielerei satt hat, könnte man sich vorstellen, dass er irgendwo zwischen Werkstatt und Landstraße die Schraubenschlüssel schwingt, in einem braunen Jackett, mit zerschlissenen T-Shirts und Kordhosen auf den Red Wings, die schon so manche Geschichte erzählen.
Und vielleicht ist das gerade das – die stille Macht der Kleidung, die uns nicht nur schützt, sondern auch erlaubt, eine andere Geschichte zu erzählen. Die Geschichte von Bodenständigkeit in einer Welt, die oft zu hoch fliegt, von Zufriedenheit im Einfachen und von der Würdigung dessen, was man sieht, nur weil es echt ist. Austin Butler macht diese Erzählung sichtbar – nicht mit Worten, sondern mit einer Garderobe, die nicht der Illusion, sondern der Wahrheit Raum gibt.