Sonnenküsse auf der Haut – doch wo ist der Schutz geblieben?
Es ist ein strahlender Sommertag, der Himmel von einem unergründlichen Blau, die Luft voller leichter Meeresbrise. Am Strand reihen sich die Sonnenanbeter*innen wie kleine bunte Tupfer auf der goldenen Leinwand des Sandes. Lächelnde Gesichter, stille Lesende, Plauderstündchen unter schattenspendenden Sonnenschirmen. Und doch fällt etwas auf: Immer mehr Haut scheint ungeschützt zu baden im goldenen Licht, während die Flaschen mit Sonnencreme irgendwo in Taschen vergraben bleiben oder – noch schlimmer – leer in der Ecke stehen gelassen.
„Ich brauch’ keinen Sonnenschutz“, hört man plötzlich. „Der macht die Haut doch nur schlimmer.“ Oder gar: „Sonnencreme ist total überbewertet, die Inhaltsstoffe sind doch giftig.“ Diese Sätze, die noch vor ein paar Jahren vielleicht belächelt worden wären, hallen heute lauter denn je wider. Im perfekten Reigen der sozialen Medien, wo Schönheit und Freiheit oft Hand in Hand gehen, tummeln sich jetzt auch Zweifel und Unsicherheiten – gewürzt mit einem ordentlichen Schuss Fehlinformationen.
Und ja, der Glam-Faktor, der unbeschwerte Glow, der durch perfekt gebräunte Haut suggeriert wird, verführt so manche Sonnenanbeterin dazu, den UV-Alarm zu ignorieren. „Es ist ja sooo wichtig, braun zu sein!“ hört man, während sich die Haut Schicht um Schicht der Sonne preisgibt. Aber wie oft geraten wir in Versuchung, uns in diesem schimmernden Goldton zu verlieren, ohne an Morgen oder übermorgen zu denken? Oder an die feinen Linien, die plötzlich so viel sichtbarer werden… oder die Gesundheit, die langsam in den Hintergrund schleicht?
Ein perfektes Selfie, die Kamera halb verdeckt hinter einer Sonnenbrille, die fröhlichen Stimmen, das Summen der Stadt, die Sommer-Playlist – Instagram, TikTok und Co. sind nur einen Wimpernschlag entfernt. Doch gerade dort verbreiten sich Mythen über den Sonnenschutz, die so verführerisch klingen wie ein frisch geernteter Sonnentau: „Natürlicher Sonnenbrand ist gut“, „SPF schädigt doch die Hautbarriere“, „Ich benutze lieber nur Kokosöl.“ Klingt doch fast nach dem Sommertraum der 70er-Jahre, oder? Nur ohne den Dashboard-Sonnenhut und das sensible Wissen von damals.
Dabei ist die Wahrheit so viel unspektakulärer, aber auch so viel wichtiger. Egal, wie sehr wir das Licht lieben, die UV-Strahlen kennen keine Gnade. Sie schonen weder die trendigste Bloggerin, noch die Strandprinzessin, die gerade ihre erste Bräune nicht verlieren will. Und gerade jetzt, wo der schützende Filter unserer Atmosphäre dünner wird, sollte das Credo lauten: Schutz bleibt das neue Chic.
Vielleicht denken wir an Sonnencreme ja immer zu schwerfällig nach – als lästige Pflicht statt als Teil des stylischen Outdoor-Outfits. Dabei haben sich unsere schützenden Begleiterinnen längst von Pastell-Tuben in Omas Badezimmer verwandelt zu Hightech-Multitalenten, die nicht nur schützen, sondern auch pflegen, leuchten und sogar das Make-up zu einem sonnensicheren Statement machen. Ein Hauch von Vanille oder Sommerblüte, die samtige Textur, die schnell einzieht – der Sonnenschutz, wenn man es genau nimmt, hat heute fast so viel Glamour wie das Lieblingsparfum.
Und hätten wir’s nicht schon längst geahnt? Die Sonne zeigt sich von ihrer schönsten Seite, wenn wir lernen, respektvoll mit ihr umzugehen. Wie mit einer alten Freundin, die uns ihr Strahlen schenkt, aber eben auch ein bisschen Respekt fordert. Also, statt die nächste Instagram-Challenge zu wagen, bei der jede Sonnencreme gemieden wird, lasst uns doch lieber gemeinsam den Glow feiern – mit strahlender, geschützter, gesunder Haut.
Fehlt nur noch die kleine Erinnerung an den Zauber solcher Momente: Ein Abend am Meer, wenn die Sonne langsam in Gold und Rosa versinkt und die Haut, die wir tagsüber beschützt haben, im sanften Schein fast von selbst weiterleuchtet. Sonnenküsse ja, brandgefährliche Ignoranz nein. Sozusagen: Sommer, Sonne und das kleine bisschen Vorsicht – der perfekte Dreiklang für jede Haut, die noch lange strahlen möchte.
Manchmal liegt das größte Style-Statement nämlich gar nicht in der neuesten Trendfarbe auf den Nägeln oder dem heißesten Sommerdress, sondern in der liebevollen Routine, die uns schützt – ganz subtil, ganz charmant, ganz im Verborgenen. Und das fühlt sich dann an wie ein geheimes Versprechen an uns selbst: Strahlen ja, verbrennen nein. So schön kann Sommer sein.