Es ist ein warmer Sommertag, irgendwo in einem Altbau, dessen hohe Fenster das Licht so schmeichelhaft zurückwerfen, dass man fast meint, die Zeit sei ein wenig langsamer geworden – wie im besten Sinne nostalgisch. Dort sitzt die Stylistin eines aufsehenerregenden Serienstars entspannt bei einer Tasse Kaffee und erzählt von der Mode, die eine Figur mit Leben füllt, eine Stimmung evoziert und manchmal sogar mehr sagt als das gesprochene Wort. Es geht um Conrad, den jungen Mann, der derzeit mit seiner Mischung aus lässiger Eleganz und zeitlosem Charme Herzen gewinnt. Aber was steckt hinter dieser Leichtigkeit, die seine Garderobe atmen lässt? Was genau macht seinen Stil aus?
„Ich glaube nicht, dass Conrad einen Style-Ikone hat“, sagt sie, und da klingt eine gewisse Überraschung mit, als würde sie eine Frage beantworten, die nie wirklich gestellt worden war. „Früher haben Jenny und ich uns vorgestellt, dass Susannah, bevor sie starb, seine Kleidung gekauft hat – und genau das spiegelt sich dann im Sommerhaus wider, in seinem Kleiderschrank.“ Es ist ein Bild, fast poetisch, das erzählt, wie Kleidung zu einer Art Erbe werden kann, ein stiller Begleiter, der mehr sagt als Worte. Ob Chris, der Schauspieler hinter Conrad, jemals darüber nachgedacht hat, wer diese Vorbilder in Sachen Stil seien? „Ich glaube nicht, dass das für ihn so im Vordergrund steht.“ Ihn einzukleiden sei vielmehr ein Instinktspiel: „Chris ist einfach so ein perfekter, unkomplizierter Typ zum Anziehen, da denkt man einfach: ‚Das würde gut an ihm aussehen.‘“
Die Erinnerung an die 90er-Jahre liegt schwer in ihrem Tonfall, als die Stylistin von der Rückkehr bestimmter Klassiker erzählt: Red Wing Boots, diese spezielle, gelebte Wäsche von Levi’s-Jeans, ein brauner Ledergürtel, der nicht mehr trendet, sondern einfach da ist – beständig, vertraut. „Ich bin ein Kind der 90er“, sagt sie, und mit diesem Satz entfaltet sich eine ganze Welt, die viel mehr ist als nur Mode. Es ist eine Referenz an eine Zeit, eine Generation, die beim Anblick dieser Kleidungsstücke sofort die Geschichten ihrer Jugend heraufbeschwört. Männer, die sie damals kannte, wollten genau so aussehen. Vielleicht ist das der wahre Grund, warum Conrad sich so sehr in diesen Look einfügt: Er trägt nicht nur ein Outfit, er trägt eine Erinnerung.
„Man merkt es oft“, sagt sie lachend, „viele Leute vergleichen Conrad mit dem jungen Leonardo DiCaprio aus den 90ern, oder sogar mit Ryan Gosling in ‚The Notebook‘.“ Diese Referenzen scheinen fast eine geheime Einladung an jene zu sein, die den Zauber dieser Filme kennen – ein Echo von zeitlosen Liebesgeschichten, verpackt in feine Stoffe und mit einer Prise Stil, die auch in Jahrzehnten noch bewundert werden wird. War das Absicht? „Natürlich steckt das alles in meinem Kopf – ‚The Notebook‘, Christian Slater, Leo…“, gesteht sie ein. Doch während das Publikum Leo auf Chris projiziert, war ihre persönliche Ikone eher eine Nebenfigur aus einem Kultfilm – „Ich war eher ein ‚True Romance‘-Girl.“
Die Feinsinnigkeit ihrer Beobachtungen offenbart sich besonders, wenn sie von Details erzählt, die man auf den ersten Blick kaum wahrnimmt: die Omega Constellation am Handgelenk, ein scheinbar unscheinbares Accessoire, das durch die Kunstfertigkeit des Prop Masters Robbie Beck und einige Änderungswünsche zu einem einzigartigen Symbol des Charakters wurde. Oder die pleated khakis – eine kleine Revolution in der sonst so uniformen Welt der TV-Garderoben. „Diese Hose von Mango ist wirklich der heimliche Star der Episode“, sagt sie mit einem Anflug von Stolz, als würde sie einen Schatz verraten. Geschmeidig geschnitten, leicht genug für die Herbsthitze, und doch mit der richtigen Portion Eleganz. Es sind diese kleinen Bauklötze, die den Stil von Conrad definieren.
Ein interessanter Gegensatz ergibt sich im Blick auf Jeremiahs Garderobe, Conrads Bruder. Während Conrad wie ein Modell klassischer Stilbewusstheit wirkt, mit einer zeitlosen Garderobe, die scheinbar mühelos zu jedem Outfit passt, lebt Jeremiah in einer Welt der lebhaften Farbkleckse und modischen Experimentierfreude. Doch auch hier hat sich etwas verändert: Wo einst Struktur und Sorgfalt dominierten, zeigt sich dieser jüngere Bruder nun eher unordentlich, fast rebellisch – ein Fratboy, der morgens das erste greift, was er findet. Die Verwandlung in der Kleidung erzählt eine Geschichte der Entwicklung, oder besser gesagt, des Auseinanderstrebens zweier Charaktere, die nicht nur durch Blutsband verbunden sind, sondern auch durch das, was sie tragen – oder eben nicht.
Das Spannende an dieser Betrachtung ist weniger die Mode selbst als die Rolle, die sie im dramaturgischen Gefüge spielt: Sie ist mehr als Stil, sie ist Identität, Ausdruck, ein unsichtbares Band zwischen Schauspieler, Rolle und Zuschauer. Man könnte fast sagen: Conrad trägt keine Klamotten, er trägt Erinnerungen, Anklänge und Sehnsüchte – und genau das macht seinen Stil zu einem Phänomen jenseits von bloßer Ästhetik.
So ist die Garderobe eines Seriencharakters selten nur Kostüm; sie wird zum erzählerischen Komplizen, zum Spiegel einer Generation und zum sanften Kommentar ihrer Zeit. Und vielleicht ist es gerade diese Mischung aus bewusster Auswahl und unbewusster Nostalgie, die dafür sorgt, dass Conrad nicht nur heute, sondern auch morgen noch jemand sein wird, an den man sich in Sachen Stil gerne erinnert – ganz ohne den Druck eines festgelegten „Style-Ikons“. Denn in der Welt der Mode, wie im Leben, sind es oft die ungeplanten Details, die am längsten haften.