Der stille Sommer der NBA: Ein Blick zurück in die Vergangenheit, der die Zukunft verheißt
Es ist ruhig geworden im Universum der NBA. Die fieberhaften Tage von Free Agency und Trade-Deals sind vorbei, die aufregende Hysterie des Drafts verraucht, und selbst die zumeist disparaten Spektakel der Summer League sind verklungen. Betrachter der Liga begeben sich schon fast müde auf die Jagd nach Clips, in denen ihre Lieblingsspieler lässig Körbe gegen Trainer oder Freunde werfen, sich rar machen oder mit der neuesten Mannschaftsbekleidung posieren. Es ist die Ruhe vor dem Sturm, oder vielleicht auch einfach: die Leere, die Saisonpause, eine Zeit des Zurücklehnens und Nachdenkens.
Doch so trostlos diese Periode auch anmutet, sie birgt eine kleine, aber feine Brise Hoffnung – in Form von Jerseys. Zumindest, wenn man den jüngsten Twitterenthüllungen von Evan Sidery, Basketball-Reporter bei Forbes, Glauben schenkt. Es sind keine neuen, verschwurbelten Designs, keine abstrakten Kunstwerke, die versucht haben, die Grenzen des sportlichen Outfits zu sprengen. Nein, es sind vertraute Gesichter aus dem Archiv der NBA, alte Lieblinge, die wieder ihren Weg zurück zu den Fans finden. Mindestens elf Teams bringen diese Saison Retro-Trikots heraus, jene nostalgischen Rüstungen, die Geschichten flüstern, Legenden erzählen und auch die Herzen der Hardcore-Fans höher schlagen lassen.
Man könnte es eine Rebellion gegen das Modische nennen, das ständige Neuerfinden um des Neuerfindens Willen. Eine kleine Abkehr von den City Edition Jerseys, die in den letzten Jahren eher provozierten als erfreuten. Man habe ja fast schon das Gefühl gehabt, das Design ließe sich nur noch mit Augenverletzungen oder dem schnellen Scrollen über Instagram ertragen oder kommentieren. Jerseys, die niemand wirklich liebte, die mit ihrer Belanglosigkeit aber zumindest eine gewisse visuelle Ruhe brachten, bis sie – Gott sei Dank – wieder in der Versenkung verschwanden. Jetzt aber scheint die Liga ein kollektives Innehalten zu zelebrieren und besinnt sich auf das, was sie ausmacht: nicht nur auf die Zukunft oder das Spektakel, sondern auf ihre Geschichte. Ein Schritt, der lange überfällig war.
Ein leuchtendes Beispiel für diesen Trend sind die Minnesota Timberwolves, die in den Archiven gekramt und sich für ein Kleidungsstück entschieden haben, das unauslöschlich mit ihrer größten Ära verbunden ist: die schwarzen Weihnachtsbaum-Trikots. Wer bei „KG“ und „Timberwolves“ ins Gedächtnis greift, spielt unweigerlich mit dem Bild von Kevin Garnett, der wild entschlossen über das Spielfeld stürmt, die Zähne gefletscht und irgendwie ganz nah dran an etwas Größerem. Sein Name, ein Symbol für den unermüdlichen Kampfgeist, den Minnesota nie ganz abgelegt hat. Zwischen 1997 und 2004 zogen die Wolves achtmal in Folge in die Playoffs ein – eine beeindruckende Serie in einer Liga, die keiner Pause kennt. Diese schwarze Ikone der Teamkleidung begleitet die Hoffnung, dass mit einem neuen, vielversprechenden Kern eine ähnliche Erfolgsgeschichte geschrieben werden kann.
Die letzten zwei Jahre allerdings, mit ihrer ästhetischen Orientierung am „wintry“ Look, der die Härte und Kälte Minnesotas spiegeln sollte, blieben eher ein modisches Experiment. Eher augenreibende Missverständnisse denn ein glücklicher Wurf. Die Frische und Klarheit, die manche suchen, wollte sich nicht einstellen, eher das Gegenteil. Umso wohltuender wirkt es, diesen Schritt zurück zu einem vertrauten, emotionalen Design zu sehen. Fast so, als würde die Liga ihren Fans sagen: „Wir wollen euch sehen, wie ihr wart, nicht wie wir glaubten, dass ihr sein solltet.“
Natürlich ist diese Rückbesinnung nicht überall der erhoffte Volltreffer. Bei den Knicks oder Spurs hat man eher das Gefühl, dass die Nutzung alter Trikots mehr einem netten Augenzwinkern gleicht als einer echten Neuerung. Aber gerade das macht den aktuellen Trend so sympathisch: Es geht nicht darum, jedes Jahr mit dem größten modischen Feuerwerk zu überraschen, sondern um eine respektvolle Ehrung dessen, was war. Eine Einladung an uns alle, in Erinnerungen zu schwelgen, während wir gespannt auf das schauen, was noch kommen mag.
In Zeiten, in denen sich vieles immer schneller dreht, in denen Veränderung zur Dogmatik geworden ist, wirken diese Retro-Trikots fast wie ein unaufdringlicher Protest – gegen den Zwang zur Neuerung, gegen den Druck, sich stets neu zu erfinden. Vielleicht ist es gerade das: ein stilles Versprechen, dass der Geist der Vergangenheit lebendig gehalten wird, ohne von der Hektik verschlungen zu werden. In einer Saison, in der die NBA einmal innegehalten hat, könnte das mehr wert sein als jeder spektakuläre Dunk oder jede neue Mega-Verpflichtung.
So bleibt uns also freundlich die Augen auf die Spieler gerichtet, die wieder in alten Farben auflaufen. Und mit einem Hauch von Melancholie vielleicht die leisen Hoffnungen hegen, dass diese Rückkehr nicht nur eine modische Laune ist, sondern ein Zeichen für die Verbundenheit vieler mit einer Liga, die mehr ist als nur ein sportliches Spektakel. Mehr als nur ein Geschäft. Eine Geschichte, die sich immer noch weiterschreibt. Manchmal eben in den Schatten der Vergangenheit.