Siemens Healthineers und die Last der Zölle
In einem eleganten, lichtdurchfluteten Büro in der Nähe des Münchner Stadtzentrums sitzt Bernd Montag, der CEO von Siemens Healthineers, und starrt auf Zahlen, die ihm nicht gefallen. Der Blick auf die jüngsten Quartalszahlen zeigt eine Abwärtsspirale, die selbst die erfahrensten Manager aus der Fassung bringen könnte. „Wir sind nicht immun“, flüstert er fast, als wäre er allein mit seinen Gedanken, während er sich in der Einsamkeit strategischer Entscheidungen wiederfindet, die bald in den Fluren des Unternehmens widerhallen könnten.
Die hohen Zölle, die von der US-Regierung auferlegt wurden, drücken schwer auf den deutschen Medizintechnikarbeiter. Ein Kontrast zu den hochmodernen, futuristisch anmutenden Geräten, die Siemens Healthineers entwirft und produziert; Geräte, die dazu bestimmt sind, Leben zu retten und diagnostische Präzision auf ein neues Niveau zu heben. Aber der Glanz trügt. Die nimmersatte Realität der internationalen Handelsbeziehungen zeigt sich in einem unbarmherzigen Licht.
Montags Stimme hat eine sanfte, beinahe beruhigende Qual wie die Gitterstruktur eines alten Käfigs, der trotz vieler Dunkelheiten immer noch das Licht reflektiert. „Die Zölle könnten unsere Kosten um bis zu eine halbe Milliarde Euro erhöhen“, sagt er mit einem Ausdruck zwischen Resignation und Entschlossenheit. Seine Wangen sind ein wenig eingefallen, während die Zeit an ihm nagt. Die Konfrontation mit der Weltwirtschaft ist nicht nur eine Frage der finanziellen Mittel, sondern auch der Menschen, deren Leben von dieser Maschine abhängen.
Im Werk in Forchheim, wo hochpräzise Geräte wie Computertomographen und Magnetresonanztomographen entwickelt werden, spüren die Mitarbeiter die Unsicherheit in der Luft. Es ist eine schleichende Nervosität, die auch die innovativsten Techniker und Mitarbeiter, deren Hände oft mit dem gleichen Schweiß der Schaffenskraft benetzt sind, nicht unberührt lässt. Hier wuchern Ideen und Entwürfe, hier werden Träume aus purem Licht und Elektronik geboren—aber auch die Angst vor den Folgen von Handelskriegen.
Gerade erst hat ein Ingenieur einen neuen Algorithmus programmiert, der in der Lage ist, Tumore noch frühzeitiger zu erkennen. Maja, eine Mitarbeiterin im Forschungs- und Entwicklungsteam, betritt den Raum mit einem frischen, aufmunternden Lächeln. „Wir müssen uns konzentrieren, nicht auf das Negative schauen“, sagt sie, während sich ihr Blick über die monochrom lächelnden Bildschirme in den beiden hinteren Raumteilen schwenkt. Doch ihre Miene sagt etwas anderes. Auch sie weiß, was die Unsicherheiten draußen anrichten können.
Die Zölle haben nicht nur finanzielle Folgen, sie verkomplizieren auch das, was Siemens Healthineers in seinen Grundfesten ausmacht: die weltweite Vernetzung, die dezentralisierte Produktion, das Streben nach Innovation auf jeder Ebene. Das Unternehmen verfolgt ein Ziel, das über die Zahlen hinausgeht—nämlich, dass ihre Technologien irgendwann älteren Menschen und chronisch Erkrankten in aller Welt zugutekommen. Doch was passiert, wenn dieser Traum ebenso zollbelastet wird?
Montag beschreibt die Situation mit einer Art bitterer Ehrfurcht. „Es ist wie ein Spiel, das man nicht gewinnen kann, solange die Regeln so unklar sind.“ Der Wind der Wettbewerbsvorteile, der einst für Siemens Healthineers günstig blies, hat sich eingeschlagen, und das Unternehmen sieht sich nun nicht nur in einem Wettbewerb um die besten Ideen, sondern auch um die besten Preise. Der Raum, in dem innovative Lösungen geboren werden, wird täglich kleiner.
Draußen, in einer sonnigen Ecke des Werks, sitzen einige Mitarbeiter zusammen und beobachten die weißen Wolken, die über den Himmel ziehen. „Das hat nichts mit uns zu tun, aber es fühlt sich an wie ein Schatten, der über unserem Schaffensdrang liegt“, murmelt Tom, ein beklommener Ingenieur, während seine Augen die Klänge des Lebens im Freien absorbieren. Auch hier hat das von unsichtbaren Zöllen begleitete Raubtier seine Fänge geschlagen. Es ist, als würde die Zeit das, was hart erarbeitet wurde, zurückholen wollen, indem sie die Potenziale entwässert.
Die großen Herausforderungen, mit denen sich Siemens Healthineers stellt, sind umso mehr eine Frage des menschlichen Geistes: Wo bleibt die Leidenschaft, die einen dazu antreibt, die Grenzen der Medizintechnik zu pushen, wenn der wirtschaftliche Druck immer stärker wird? Für Montag, in der Rolle des Strategen, der er nicht nur sein sollte, beginnt es klar zu werden: Das Unternehmen wird kämpfen, um seinen Platz gegen die drängenden finanziellen Wehrgänge der Welt zu behaupten, auch wenn gerade die technische Innovation essenziell ist, um die maximalen Erfolge zu sichern.
Es bleibt abzuwarten, ob es den Verantwortlichen gelingen wird, diese Barrieren zu überwinden, die einerseits aus bürokratischem Kämpfen, andererseits aus der Notwendigkeit der menschlichen Würde hervorgehen. Die Zölle, so scheinen sie, haben nicht nur eine wirtschaftliche Dimension; sie berühren alle Aspekte menschlicher Existenz. In einem sauberen, hohen Andachtsraum der Technologieforschung, wo die Hoffnung, das Wesen des Lebens zu verbessern, einst pulsierte, schwebt nun ein Gefühl der Unsicherheit.
Montags Ausdruck ist entschlossen, sein Wort schwingt wie das Echo eines Kompasses, der noch nicht endgültig in eine Richtung zeigt. Die Zukunft von Siemens Healthineers wird noch viele Herausforderungen mit sich bringen, aber eines ist sicher: Das Streben nach Innovation wird niemals ganz aufhören. Und der Gedanke, dass irgendwo auf der Welt Menschen von ihrer Technologie profitieren könnten, bleibt der Lichtstrahl, der selbst in den trübsten Zeiten den Weg weist.