Es ist eine dieser späten Sommernächte in West Hollywood, in denen die Lichter der Stadt glühen und die Luft nach Salbei und Versprechen riecht. Im Inneren des Bird Streets Club, eines exklusiven Mitgliederhotspots, der mehr Geheimnisse kennt als mancher Hollywood-Regisseur, beginnt ein Fest der Gegensätze. Justin und Hailey Bieber sind da, ein Paar, das längst nicht mehr nur als Pop-Idole oder Influencer wahrgenommen wird, sondern als Marken, die miteinander verwoben sind wie Fashion-Statements auf dem roten Teppich.
Justin trägt ein Ensemble, das so widersprüchlich ist wie seine Karriere in den letzten Jahren: unterknielange Denim-Shorts, ein Herz-gemusterter Gürtel von Our Legacy und darüber eine Hoodie in Zuckerwatte-pink, entworfen von seinem eigenen Label Skylrk. Dazu limefarbene, schaumstoffgeformte Slides und kelly-grüne Socken, gestylt mit durchsichtigen rosa Sonnenbrillen und einer weißen Beanie, deren Umschlag lässig hochgekrempelt ist. Ein Look, der ebenso gut im Tonstudio, auf dem Golfplatz oder beim Restaurantbesuch in Bar Pitti hätte getragen werden können – so als schwanke Justin auf der schmalen Gratwanderung zwischen Celebrity-Dasein und lässiger Selbstinszenierung.
Hailey steht im kontrastierenden Komplett-Look aus Schwarz da, elegant in einem Ensemble, das für den Abend an der Westcoast-Night genau richtig erscheint. Ihre Chanel-Sandalen, besetzt mit Punkten wie kleine Marienkäfer, wirken fast wie ein zartes Echo zu Justins wildem Farbklexus. Doch Auffälligkeiten sind hier nicht nur Modefragen, sondern Teil eines scheinbar sorgsam orchestrierten Spiels: Ein Ehepaar, das sich nicht nur liebt, sondern gegenseitig als Vehikel in einem komplexen Kosmos aus Kunst, Business und Selbstdarstellung nutzt.
Justin hat kürzlich mit einem Paukenschlag sein fünftes Studioalbum „Swag“ veröffentlicht – und parallel ebenfalls Skylrk auf den Markt gebracht, das Label, das so sehr seinen Namen trägt wie seine Gender- und Altersgrenzen des Mainstream hinwegfegt. Hailey, die mit ihrer eigenen Beauty-Marke Rhode längst zum Schwergewicht in der Kosmetikbranche avanciert ist, ist mehr als nur Begleitung. Sie ist Mitstreiterin, Multiplikatorin, Katalysatorin. Der Song „Go Baby“ vom neuen Album ist ein liebevoller Beleg dafür: „That’s my baby, she’s iconic / iPhone case, lip gloss on it.“ Ein Stück Pop-Poesie, das zu einer hommagierten Werbeschleife gerinnt und doch, in all seiner berechneten Authentizität, so nahbar wirkt.
Ein Szenenwechsel: der Mittwochmorgen, Sunshine und Pilates in Los Angeles. Hailey in seafoam-grünen Skylrk-Slides, bequem und sportlich, gleichsam Policy Statement einer modernen Powerfrau, die zeigt, dass es heute um mehr geht als um Partypose und Laufsteg. Am Spätnachmittag verlässt Justin mit gerötetem Gesicht die Voda Spa in West Hollywood, noch locker in einem blau-raspberryfarbenen Kapuzenpulli von Skylrk, dazu tiefergelegte Cashmere-Shorts von The Elder Statesman und Neon-Socken, die mit den Slides um die Wette leuchten. Hier verschmelzen Wellness, Lifestyle und Mode zu einem Hybrid, der die Grenzen zwischen personal brand und Persönlichkeit aufweicht.
Was bleibt zwischen den prächtigen Steigen voller Champagner und den Livestreams, die jeden Schritt dokumentieren? Vielleicht der Gedanke an eine Zeit, in der Künstler und Kunst noch nicht so unvermeidlich konvergierten. Justin und Hailey leben in einer Blase, in der Neuerfindung ein Dauerzustand ist, geleitet von Marketing-Mechanismen ebenso sehr wie von kreativer Eigensinnigkeit. Der Glamour ist manchmal schräg, die Looks nicht immer nachvollziehbar – aber gerade darin liegt ein eigentümlicher Charme. Wie zwei Figuren aus einem zeitgenössischen Drama, das sich ständig selbst neu schreibt.
„Das Paar, das zusammen promotet, bleibt zusammen“, so könnte man ihre Strategie in ironisch eingefärbten Worten zusammenfassen. Ihr Business ist ein Tanz aus Symbiose und Selbstinszenierung, ein gemeinsames Abenteuer, das oft genug wie ein Spiegelbild unserer eigenen Sehnsüchte wirkt: nach Nähe in der Öffentlichkeit, nach Authentizität im Highgloss, nach Liebe in der Maschinerie. So stehen sie da, im Club, auf dem Weg zu neuen Ufern, bemerkenswert unorthodox, manchmal widersprüchlich, aber letztlich untrennbar verbunden – ein modernes Powerpaar zwischen Pop, Mode und dem leisen, niemals endenden Ringen um Sinn und Substanz.