In den letzten Monaten war die Stimmung in Frankreich getrübt. Die Anzeichen des wirtschaftlichen Niedergangs schienen über den Cafés und Boulevards hinweg zu wehen, während die Menschen in angespannter Erwartung der nächsten Nachricht von den Märkten nachzusehen schienen. Ein Blick auf die Städten im April 2023: Menschen, die die Züge der SNCF bestiegen, drängten auf einen Raum in voller Windigkeit, den Kopf voller Fragen. Händler in kleinen Boutiquen in Le Marais kämpften gegen hohe Mietpreise und rückläufige Umsätze. Die Politik schien in einem Gewirr aus Reformen, Streiks und Unruhen gefangen – die von den Gelbwesten ausgelösten Reaktionen sind noch immer in den Köpfen der Menschen, und so oft wird unter den Pariser Arkaden geflüstert: „Was kommt als Nächstes?“
Doch dann, wie ein kühler Wind, der plötzlich durch die Straßen weht, kam die Nachricht: Frankreich verzeichnet einen Anstieg des Bruttoinlandsprodukts um 0,3 Prozent. Es war eine Überraschung, die nicht nur die Analysten, sondern auch die französische Bevölkerung in Atem hielt. Diese 0,3 Prozent schienen mehr als bloße Zahlen auf einem Blatt Papier zu sein. Sie symbolisierten Hoffnung und Skepsis im gleichen Atemzug. „Das ist nicht viel, aber das ist mehr als wir erwartet haben“, konnte man in einem kleinen Bistrot in Bordeaux hören. Die Kellnerin, die seit Jahren im Dienst ist, erzählte, dass sie, während sie die Tassen auf den Tisch stellte, gleichzeitig den Fernseher im Hintergrund beobachtete, auf dem der Nachrichtensender die neuesten Zahlen vermeldete. Sie sprach von der Anstrengung, trotz der Umstände ihre Träume weiterzuverfolgen. „Wir müssen weitermachen“, sagte sie, „und der Konsum muss einfach wieder anziehen.“
Es ist ein Gedanke, der in vielen Köpfen umgeht. Der Konsum – das Herzstück der französischen Wirtschaft. In der Vergangenheit war Frankreich bekannt für seine kulinarischen Köstlichkeiten und seine luxuriösen Boutiquen, doch in den letzten Jahren waren die Einkäufe in der Hauptstadt merklich zurückgegangen. Die Menschen schauten auf ihre Geldbörsen und überlegten dreimal, bevor sie sich einem Abendessen im neuen Restaurant in Saint-Germain hingaben. Die Frage schwebte wie eine unsichtbare Wolke über dem Land: Wie könnte der Bürger seine Lebensweise upgraden, wenn die Wirtschaft so stagnierte?
Die französische Regierung hingegen befand sich in einem emotionalen und politischen Spagat. Der hohe Staatsdefizit war ein Gespenst, das sie nicht ablegen konnte. Emmanuel Macron, der Präsident, der mit großem Elan angetreten war, um die wirtschaftliche Landschaft neu zu gestalten, sah sich nun Herausforderungen gegenüber, die selbst die rebellischsten seiner Unterstützer ins Zweifeln stießen. Ein ehemaliger Berater des Präsidenten, der anonym bleiben wollte, stöhnte: „Wir haben alle unsere Hoffnungen in eine wirtschaftliche Wende gesteckt. Doch die Realität ist oft komplexer.“
In einer kleinen Wohnung in einem Viertel von Lyon, wo Wände mit inspirierender Kunst bedeckt sind und das Licht durch die Fensterscheiben strömt, saß Marie, eine Studentin der Wirtschaftswissenschaften, und berichtete über ihre Sicht auf die aktuelle Lage. „Es ist irritierend“, bemerkte sie, „da sind die banalsten Dinge, wie die Rechnungen für Strom und Wasser, und dann gibt es diese positiven BIP-Zahlen. Manchmal fühlt es sich an, als würden zwei Welten aufeinanderprallen.“ Sie legte ihre Augen auf das altmodische Radio in der Ecke der Küche, auf dem die neuesten Wirtschaftsmeldungen ständig zu hören sind. „Ich frage mich, inwieweit wir die Wahrnehmung der Zahlen von den Menschen hier vor Ort in einer so schnellen Welt isolieren können.“
Und so wehte der Wind weiter durch die französischen Städte und Dörfer. Während im Elan der positivien Zuversichtlich kleine Geschäfte in Marseilles die Preise senkten, um Anreize für die Kunden zu schaffen, stand an anderer Stelle eine junge Mamma in Nizza im Supermarkt und überlegte, ob sie die Markenprodukte oder die Discounter-Variante kaufen sollte. Ihre Kinder zogen ungeduldig an ihrem Rock, während sie die Angebote verglich, das BIP in der Ferne gerade ohne soviel Gewicht, und doch war es finanziell entscheidend, welche 0,3 Euro sie ausgeben würde.
In der Ferne, bei einer der vielen Protestkundgebungen, schallten Slogans durch die Luft, und doch schien die Nachricht diese Stimmen nicht annähernd zu dämpfen. Im Herzen der Gesellschaft brodelte es noch, orientiert an den frustrierenden Umstanden, die das tägliche Leben belasteten. Das Gefühl, dass etwas nicht stimmte, auch wenn die Wirtschaft laut Statistik in die positive Richtung tendiert.
Die Geschäfte blühen wieder auf, bekannt aus der Geschichte, die Parallelwelt unter dem Network von wirtschaftlichen Statistiken. Die Wahrnehmungen von Erfolg und Mangel sind so nah, und doch so fern. So bleibt das BIP für viele Menschen eine Matheformel, während die Gespräche, die Hoffnungen und die Sorgen sich im Wind wie die Blätter der Platanen über den Straßen von Paris entfalten.
In den Standpunkten um die Tische in den Bistros bleibt die Frage schleichend: Was bedeutet dies alles für den Einzelnen? Inmitten der 0,3 Prozent gibt es komplexe Emotionen und Erfahrungen, die mit Zahlen allein nichts zu tun haben. Und während sich der Frühling in das Land legt, bleibt die Sehnsucht nach mehr als nur Wachstum bestehen. Die Herzen der Menschen klopfen weiter, auch wenn die Statistik behauptet, dass alles gut zu sein scheint.