Mission mit Verantwortung: Richard Wilhelm und das Lieferkettengesetz
Richard Wilhelm sitzt in einem schlichten Besprechungsraum, der stumm das Gewicht der Verantwortung trägt. Um ihn herum, an den Wänden, goldene Zertifikate, die den Erfolg des Unternehmens dokumentieren: "Best Practices", "Nachhaltigkeitsziele". Doch die wahre Herausforderung liegt nicht in diesen Auszeichnungen, sondern im ständigen Ringen zwischen den Anforderungen der Wirtschaft und den Vorgaben der Bürokratie. Sein Blick geht durch das Fenster – die Wolkenbewegungen erzählen von Veränderungen, die nicht immer vorhersehbar sind, genau wie das Klima der Branche, in der er sich bewegt.
Es ist ein regnerischer Tag in Berlin, als Wilhelm sich auf das Treffen mit einem Mittelständler vorbereitet. Ein Unternehmen, das stolz auf seine Herstellung von nachhaltigen Produkten ist, aber gleichzeitig mit der Bürokratie hadert, die das neue Lieferkettengesetz mit sich bringt. „Papier ist geduldig“, murmelt er in der Stille des Raums, während er sich den Fragebogen zu den Lieferanten durchliest. „Aber die Menschen, die diesen Papierkram ausfüllen müssen, müssen auch mit ihm leben.“
Der Raum, in dem er oft spricht, ist einfach, unaufgeregt. Genug Platz für zwei Stühle und eine große Tafel. Hier begegnen sich oft umfassende Konzepte und der schlichte Wunsch nach Verbesserung. Wilhelm selbst hat einen Hintergrund, der sich zwischen Ingenieurwissenschaften und der Unternehmensführung bewegt. Diese Kombination macht ihn zu einem Bindeglied in der Kette der Verantwortung: eine Schnittstelle zwischen strengen Richtlinien und der tatsächlichen Umsetzung im Unternehmensalltag.
„Das Lieferkettengesetz ist kein Untergang, sondern eine Chance“, betont er, nachdem er den ersten Schluck seines Kaffees genommen hat. Ein Satz, der für viele seiner Zuhörer schwer zu verdauen sein könnte. In Gesprächen trifft er oft auf Skepsis: „Wer glaubt denn schon an eine ehrliche Veränderung?“
Doch Wilhelm bleibt geduldig. Seine Überzeugung speist sich aus einer tiefen Analyse der gegenwärtigen globalen Produktionsbedingungen. Jedes Stück, das produziert wird, hat eine Geschichte – und jede Geschichte bewegt sich in einem Netz von moralischen, ökologischen und sozialen Verstrickungen. „Wir müssen die Verantwortung sichtbar machen“, sagt Wilhelm. „Und das geht nur, wenn wir diese Kette bewusster gestalten.“
Die Digitalisierung ist für ihn eines der Schlüsselwerkzeuge. Ein System, das klare Daten liefert und nachvollziehbare Transparenz schafft – ohne die starren Anforderungen schikanös zu gestalten. „Umdenken, nicht nur umsetzen“, hat er sich auf die Fahne geschrieben. Er spricht von Zusammenarbeit, von der Notwendigkeit des Dialogs zwischen Unternehmen und Verwaltung, von einer Vision, in der Bürokratie nicht als Feind, sondern als Partner auftritt.
Draußen regnet es weiter, während seine nächsten Gesprächspartner eintreffen. Sie wirken zunächst skeptisch, die Mienen verhärtet. Der Unternehmer ist auf der Hut, die Projekte haben bereits genug Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Doch Wilhelm ist vorbereitet. Er bringt konkrete Beispiele mit: Unternehmen, die durch das Einhalten von Standards nicht nur rechtliche Sicherheit gewonnen haben, sondern auch neue Kunden, das Vertrauen der Endverbraucher und letztlich auch einen Wettbewerbsvorteil.
„Ich wünsche mir, dass ihr unsere Methode nicht nur als lästige Pflicht, sondern als nachhaltigen Wachstumsschritt versteht“, vermittelt er, während er seine Präsentation entfaltet. Die Folien zeigen Grafiken über CO₂-Emissionen, Ressourcenverbrauch und das Feedback von Kunden, die zunehmend auf Transparenz und Verantwortung achten. Die Mängel zeigen sich nicht nur in der Theorie; sie überlagern sich mit den konkreten Fragen der Geschäftsführung. Zögerliches Nicken. Ein Zeichen von Verständnis?
„Was, wenn unsere Lieferanten nicht mitspielen?“ fragt der Geschäftsführer schließlich, die Augenbrauen zusammengezogen. Wilhelm hat auf diese Frage gewartet. „Dann ist das der Moment, um mit ihnen zu sprechen, sie einzubeziehen, miteinander Lösungen zu finden. Das ist der Schlüssel zur gemeinsamen Verantwortung.“
Im Gespräch wandelt sich die Skepsis langsam. Er spricht von einem Paradigmenwechsel: „Stellt euch vor, ihr gewinnt nicht nur durch die Einhaltung von Vorschriften, sondern auch durch ein gemeinsames Wachstum, durch ein stärkeres Netzwerk, das auch mal patina hat. Euer Unternehmen wird zeigen, dass es für mehr einsteht, als nur für den eigenen Gewinn.“
Das Gespräch zieht sich in die Länge und im Raum sinkt die anfängliche Anspannung. „Man kann die Gesetze als ein weiteres Hindernis ansehen oder als eine Chance zur Diversifizierung und zum richtigen Networking“, schließt Wilhelm mit leiser Entschlossenheit. Ob das Warten auf Veränderung der richtige Weg ist, oder ob man den ersten Schritt gehen sollte, bleibt die brennende Frage im Raum stehen.
Als er schließlich aufbricht, ist das Wetter nichts weiter als ein unangenehmes Detail – die Wolken haben die Stadt in graues Licht getaucht, doch die Gespräche produzieren einen Funken, ein Kribbeln des Wandels. Es wird nicht einfach sein, doch Richard Wilhelm ist bereit, die Baustellen der bürokratischen Realität mit dem Pinsel einer positiven Vision zu übermalen, in der weder Unternehmen noch Bürokratie als Feinde, sondern als Verbündete gesehen werden.
Wenn er über die hoffnungsvolle Verbindung von Ethik und Ökonomie spricht, ist es, als ob der Regen für einen Moment aufgehört hätte – es sind die leisen Veränderungen, die oft zuerst unbeachtet bleiben. So wie Richard Wilhelm, der wohl im Hintergrund agiert, seine Idee von einer gerechteren Wirtschaft in die Welt trägt, während die Wolken über Berlin sich allmählich zurückziehen.