Michael Schnabl sitzt in seinem stilvoll eingerichteten Showroom in einem kleinen Ort am Ammersee. Ein Schreibtisch aus edlem Holz, beleuchtet von warmem Licht, verkörpert die perfekte Symbiose aus zeitgenössischem Design und traditioneller Handwerkskunst. Um ihn herum stehen Sportwagen, die nicht nur Fahrzeuge, sondern Kunstwerke sind. Der Duft von Leder und Benzin liegt in der Luft, gemischt mit einem Hauch von Edelstahl. Hier, inmitten dieser beeindruckenden Raritäten, hat er seine Leidenschaft für Autos und für das Besondere gefunden.
Vor 17 Jahren war Schnabl noch in der Modebranche tätig. Ein schillerndes, oft hektisches Metier, das ihm zwar ein gewisses Maß an Erfolg bescherte, doch eine Leere hinterließ. „Die Mode war wie eine Illusion“, sagt er mit einer Stimme, die Gelassenheit und Nachdenklichkeit verbindet. „Du arbeitest hart, kreierst Trends und in einer Saison ist alles wieder vorbei. Es war fesselnd, aber nicht erfüllend.“ Als er 2005 die Entscheidung traf, seinen Kurs zu ändern, ahnte er nicht, dass dieser Schritt ihn in die Welt der Porsche-Raritäten führen würde.
Sein Blick wandert zu einem strahlend roten Porsche 911, Baujahr 1973, dessen Karosserie in der Sonne glänzt wie frischer Lack. „Das hier ist eine französische Ausführung, sehr rar“, erklärt er mit leuchtenden Augen, während er sanft die Motorhaube berührt, als wäre es ein wertvolles Erbstück. Für Schnabl sind diese Autos nicht nur Maschinen; sie sind Zeugen einer Zeit, spiegeln Kultur und Historie wider. Er erzählt von den ausgeklügelten Technologien der 70er Jahre und führt das Gespräch auf die Vorliebe seiner Kunden für Oldtimer. „Porsche ist mehr als ein Auto,“ sagt er, „es ist eine Lebenseinstellung. Jedes Fahrzeug hat seine eigene Geschichte.“
Die Kunden von Schnabl kommen nicht nur aus der unmittelbaren Umgebung, sondern aus allen Ecken der Welt. Von Japan bis Nordamerika reisen sie an, um einen Blick auf seine Sammlung zu werfen. „Es ist immer wieder erstaunlich, wie universell die Liebe zu diesen Autos ist“, bemerkt er. Die Kunden erwarteten nicht nur eine Transaktion – sie suchten nach einer emotionalen Verbindung. Bei den Besuchen, die oft mehrere Stunden in Anspruch nehmen, entwickeln sich Gespräche über Geschwindigkeitsrausch, Nostalgie und das Streben nach Perfektion. An einem Nachmittag sitzt ein älterer Herr aus Kansas, dessen Augen vor Leidenschaft blitzen, gebannt vor einem der klassischen Modelle. „Es ist nicht nur das Fahren“, sagt er, „es geht um die Freiheit, die man in einem Porsche spürt.“
Der Ammersee, ein außergewöhnlicher Ort, fügt dem Ganzen eine eigene Dimension hinzu. Das sanfte Plätschern des Wassers und die sanften Hügel im Hintergrund stehen im Kontrast zu den kraftvollen Linien der Sportwagen. „Hier ist eine andere, besondere Energie“, sagt Schnabl und schaut aus dem Fenster. „Es gibt einen Raum für die Träume, in dem Leute über den Zenit ihrer Erfolge nachdenken. Es ist der Ort, wo die Leidenschaft auf die Realität trifft.“ Diese Verbindung, die er mit der Region und seinen Kunden gefunden hat, macht seine Arbeit für ihn erst richtig wertvoll.
Die Referenzen an die Modewelt sind häufig und ironisch: „Ich verkaufe keine Caps oder Taschen mehr, ich verkauft Experiences“, erklärt Schnabl. Anstatt sich mit den flüchtigen Trends der Modeindustrie auseinanderzusetzen, setzt er nun auf zeitlose Qualität und Handwerkskunst. Der Autohandel ist für ihn eine kreative Ebene geworden, auf der er von der Aufbereitung des Fahrzeuges bis zur Präsentation in seinem Showroom alles steuert. Die sorgfältige Restauration der Fahrzeuge ist dabei eine Kunstform für sich, und Schnabl hat geschultes Auge dafür, wo man erkennen kann, ob ein Auto wirklich „echt“ ist oder nur schmeichelhafte Oberflächen hat.
Neben der wirtschaftlichen Wiedereingliederung in die Automobilbranche hat Schnabl auch seine eigene Philosophie entwickelt. „Es geht darum, etwas zu hinterlassen“, erklärt er. „Ein Auto ist ein Erbe, das über Generationen weitergegeben wird.“ Diese Vorstellung motiviert ihn bei seiner Arbeit. Die Autos, die er verkauft, sollen nicht nur auf dem Markt bestehen, sondern auch zu persönlichen Schätzen für ihre Besitzer werden. Sich um diesen Erhalt kümmere man sich in einer schnelllebigen Zeit oft nicht mehr – für ihn kann das Auto ein Symbol für Beständigkeit, Erinnerungen und Familiengeschichten sein.
Wenn man mit Schnabl spricht, wird schnell klar, dass seine Rückkehr zur eigenen Leidenschaft auch eine Rückkehr zu einem authentischen Leben war. Kein Marketingtrick, keine oberflächlichen Verkäufe. Hier ist jemand, der den Reiz der Materie versteht. „Ich vermittle keine Autos, ich vermittle Geschichten“, sagt er, und das Lächeln auf seinen Lippen schimmert in der Dämmerung. „Es sind die Geschichten, die uns als Menschen verbinden.“
In einem kleinen Raum seines Büros stehen weitere Modelle, die er restauriert hat, und jeden Samstag zieht es ihn und seine Mannschaft in die Werkstatt. „Die Arbeit am Material ist meditativ, fast spirituell“, beschreibt Schnabl. An diesen Tagen sind sie mehr als nur Techniker; sie sind Handwerker, die in den Linien und Kurven der Karosserien die Linien der Zeit nachzeichnen. „Es tapert aus, was wirklich wichtig ist“, fügt er hinzu, während er eine Autotür schließt, die perfekt ins Scharnier passt.
Die Strahlkraft seiner Leidenschaft erfasst die Umgebung und macht den Ort zu einem magischen Raum, in dem Vergangenheit und Zukunft aufeinandertreffen. Hier wird der Gedanke an den Porsche nicht nur mit Geschwindigkeit, sondern auch mit Erlebnis und Emotion verbunden. Schnabl hat seinen Platz gefunden, nicht nur als Verkäufer, sondern als jemand, der das Besondere zu schätzen weiß und seinen Teil dazu beiträgt, die Geschichtsschreibung seines Handwerks weiterzuführen.