Es war eine jener späten Nachmittage im Frühling, als die Schatten noch lang und das Fensterlicht weich war, als mein Sohn zu mir kam und sagte: „Papa, ich will zum Black Sabbath-Konzert.“ Black Sabbath, die legendären Pioniere des Heavy Metal—für mich ein Name wie aus einer anderen Welt, aus einer Ära, die ich als Kind nur aus schwarz-weißen Bildern und meinem Vater kannte. Ich war mehr Bob Dylan, Grandmaster Flash, und später Bowie. Was also hatte Ozzy Osbourne, der dunkle Lord des Rock, mit meinem Sohn zu tun?
Ein Konzert von Black Sabbath besuchen – für meinen Sohn war das eine Offenbarung und für mich die Erinnerung daran, wie Musik Generationen verbindet und trennt. Wir beschlossen, zusammen zu gehen. Nicht nur aus väterlicher Pflicht, sondern aus einer stillen Neugier heraus: Wie wird ein Junge, der in einer Zeit sozialer Netzwerke und Streaming groß wird, ein Ereignis erleben, das für mich immer einen Hauch von legendärer Magie hatte?
Der Abend selbst war eine Panik aus Vorfreude und Technik – Tickets ausgedruckt, Schwarzkleidung bereitgelegt, der Geruch von Leder und Gummistiefeln in der Luft. Wir fuhren zu der Halle, in der die alten Herren des Doom Metals ihre letzte Reise ins Rampenlicht antraten. Dort angekommen, fühlte ich mich wie in eine andere Zeit gezogen, in der die Luft vibrierte vor Spannung, die Erwartungen ihrer eingefleischten Fans schwer auf den Schultern lasteten.
Mein Sohn, kaum größer als damals, hatte sich akribisch vorbereitet – Shirt mit dem ikonischen Sabbath-Logo, Haare so lang wie bei Iommi auf dem Foto, einer Mischung aus Respekt und jugendlicher Rebellion im Blick. Die Halle füllte sich mit einer Mischung aus grauen Haaren und strahlenden Augen, zwischen den Generationen stand keine Wand, sondern eine Brücke aus Gehörtem und Erwartetem. Es war faszinierend, diesen Dialog zwischen Jung und Alt zu beobachten, der durch die Musik anscheinend ganz selbstverständlich zustande kam.
Dann der erste Akkord, ein Klang, der wie ein Donnerschlag den Raum erfüllte. Zeit verflog, der Klang war schwer, dicht, urwüchsig anders als der digitale Klang, den mein Sohn sonst gewohnt war. Seine Augen leuchteten, als er den Bass spürte, der die Luft zum Vibrieren brachte. Und ich? Ich spürte das Öffnen eines Fensters zu meiner eigenen Vergangenheit, zu Nächten in verrauchten Clubs und dem Gefühl, Teil von etwas Größerem zu sein.
Es gibt eine besondere Melancholie, wenn alte Helden auf die Bühne treten, die Stimmen von damals zu Geistern werden, aber gerade dadurch lebendig bleiben. Die Musik von Black Sabbath ist alt, auf andere Art alt, nicht angestaubt. Sie erzählt von dunklen Wolken am Horizont, von menschlichen Ängsten und dem Drang nach Freiheit. Für meinen Sohn wurde das Konzert zu einem Ritual, eine Initiation in die Welt der Klänge, die mehr erzählen als ein Spotify-Algorithmus je kann.
Auf der Heimfahrt saßen wir nebeneinander, das Adrenalin verflogen, der Hunger nach mehr Musik aber geblieben. Wir sprachen wenig, die Sounds und die Erlebnisse setzten sich in Gedanken und Gefühlen fest. Es war eine Begegnung zwischen Vergangenheit und Zukunft, zwischen Vater und Sohn, die über akustische Schläge und gemeinsame Begeisterung ganz von selbst zustande kam.
Das Black Sabbath-Konzert war für uns mehr als ein Abend mit lauter Musik. Es war die Geschichte von einer Brücke, die gebaut wurde, aus Tönen und Erinnerungen, aus dem Wunsch, gemeinsam diese Welt ein bisschen besser zu verstehen – durch die Sprache der Musik, die Generationen überschreitet, ohne beigebracht werden zu müssen. In diesen Momenten lernt man, dass Rock’n’Roll weder Jung noch Alt ausschließt, sondern verbindet – selbst wenn man im Zentrum etwas erschöpft, vielleicht gar versöhnt den Blick auf sich selbst und die Zeit richtet.