Die dunkle Seite der Diät – Ein Blick hinter die Kulissen von „The Biggest Loser“
Die Vorstellung, vor laufenden Kameras abzunehmen und mit einem Haufen Gleichgesinnter in einem Wettkampf zu stehen, übt eine faszinierende Anziehungskraft auf viele Menschen aus. In den frühen 2000er Jahren nahm „The Biggest Loser“ die Bühne der Reality-TV-Welt mit einem Konzept ein, das anfangs als segensreich galt. Mit dem Ziel, das Übergewicht zu bekämpfen, wurden Menschen, die oft jahrelang unter ihrem Gewicht gelitten hatten, in ein strenges Trainings- und Ernährungsprogramm geschickt. Doch wie so oft, wenn das Drama der Realität von einer Kamera eingefangen wird, gibt es Schattenseiten, die erst mit der Zeit ans Licht kommen.
In der jüngsten Dokumentation „Fit for TV: The Reality of The Biggest Loser“ werden diese Schattenseiten nun genauer beleuchtet. Stimmen der ehemaligen Teilnehmer, die von emotionalen und physischen Wunden berichten, stehen im Kontrast zu den glanzvollen Veränderungen, die das Programm versprochen hatte. Der australische Trainer Shannan Ponton, der in der heimischen Version der Sendung als Mentor wirkte, äußerte sich zu den Vorwürfen und wollte damit einen Dialog eröffnen, der über die einfachen Schwarz-Weiß-Muster hinausgeht.
Bei einem Auftritt in einer Radiosendung äußerte Ponton seine Sichtweise auf die Kritik, die die Ex-Teilnehmer an der Show und deren Methoden üben. „Ich kann nicht anders, als zu denken, dass einige, die in der Dokumentation zu Wort kommen, versuchen, sich der Verantwortung zu entziehen“, bemerkte der 52-Jährige. Seine Worte schwingen voller Nachdenklichkeit und einer tiefen Vertrautheit mit den komplexen emotionalen Baustellen, die Menschen mit Übergewicht oft begleiten. „Es war alles, was ich erwartet hatte“, fügte er hinzu und gestand ein gewisses Bedauern über den Schritt der ehemaligen Teilnehmer, ihre Erfahrungen in einem so kritischen Licht darzustellen.
Niemals eine Marionette in einem TV-Format, insistiert Ponton darauf, dass die Methoden, die sie trainierten, aus tiefster Überzeugung heraus entstanden. „Die Systeme und Methoden, die wir den Teilnehmern zur Verfügung stellten, glaube ich bis heute“, erklärte er. Doch gleichzeitig gestand er ein, dass die Diskussion über Gewicht und das damit verbundene Wohlbefinden sich in den letzten zwei Jahrzehnten gewandelt hat. „Einige der Punkte, die in der Dokumentation aufgeführt wurden, könnten durchaus berechtigt sein. Nach dem Showende hätte es möglicherweise mehr Unterstützung gebraucht, insbesondere im psychologischen Bereich“, reflektierte er.
Es ist eine kritische Auseinandersetzung mit einem Format, das trotz seiner moralischen und gesundheitlichen Kontroversen über die Jahre hinweg nie an Popularität verloren hat. Wie in vielen Reality-Shows ist der Drang nach Unterhaltung oft stärker als der Wunsch nach einer authentischen, fairen Darstellung. „Die Schreierei und die Intensität, die man sieht, das ist einfach Teil des Trainerseins. Ja, ich war frustriert, aber nie wurde ein Mensch bloßgestellt.“ Pontons erklärendes Plädoyer zeigt, wie die Dynamiken vor und hinter der Kamera oft weit über simple Erziehungsmaßnahmen hinausgehen.
Auf seiner Rückreise ins Gedächtnis der Zuschauer und seiner eigenen Vergangenheit stellt sich die Frage: Was verlangt man von jemandem, der in dem Moment nicht mehr sieht als das Flehen um Hilfe? „Die Teilnehmer waren oft nicht nur körperlich, sondern auch emotional am Limit. Und da stehst du als Trainer zwischen Motivator und Mensch“, sagt Ponton und klingt beinahe melancholisch.
Worte eines Trainers, der in seiner Funktion gewiss eine Verantwortung fühlt, der jedoch auch die Realität der Beziehungen und Dynamiken in diesen extremen Programmen erkundet. Der Wettkampf, der auf Gewicht und Form reduziert wurde, wird von den zuweilen brutalen Bedingungen des Showgeschäfts überlagert. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Methode der Fernsehmacher in scharfem Kontrast zu den Herausforderungen, mit denen die Teilnehmer konfrontiert sind.
Der Ausblick auf die Methoden und Herangehensweisen variiert stark zwischen den Formaten. Ponton unterstreicht den Unterschied zwischen der amerikanischen und der australischen Version, wirft dabei einen Schatten auf die Zertifikate und das Gesundheitssystem, die in der einen besser, in der anderen vielleicht aufgeschobener gehandhabt wurden. Ein beanspruchtes Thema, das in der letzten Zeit verstärkt in den Fokus der Öffentlichkeit tritt.
Was bleibt, sind die Geschichten der Männer und Frauen, die auf der Jagd nach ihrem Traumgewicht oft in die Ecken ihrer Seele gedrängt wurden, von den Zweifeln über das «Ob» und «Wie» zu strengen Maßstäben in einem Umfeld, das mitunter eher als Bühne für mehr Drama denn als Plattform für echte Veränderungen fungiert. „Es ist nicht falsch, dem Wettbewerb eine Plattform zu geben. Aber wir müssen uns auch den Umgang damit anschauen“, schließt Ponton und offenbart so den Zwiespalt eines Mannes, der inmitten von Gewichten und Geschichten versucht, das Gleichgewicht zwischen Dienstleistung und persönlichem Wachstum zu finden.
So bleibt „The Biggest Loser“, wie das Licht eines Schwedenfeuers, ambivalent und ein bisschen melancholisch: ein Phänomen, das uns im besten Fall im Kampf gegen das Übergewicht auch unser eigenes Bild von Erfolg, Verantwortung und der Kraft des Wandels vor Augen führt.