Eine neue Figur für Schleich
In einer Zeit, in der digitale Unterhaltung den Alltag von Kindern dominiert, erstrahlen in den Regalen der Spielzeugläden eine bunte Palette aus Plastik und Farben. Unter den zahlreichen Anbietern rangiert Schleich als ein vertrauter Name, der seit den 1930er Jahren Generationen von Kindern mit seinen handgefertigten Figuren verzaubert. Doch der deutsche Spielzeughersteller, bekannt für seine eindrucksvollen Modelle von Schlümpfen, Einhörnern und Dinosauriern, ist in den letzten Jahren ins Straucheln geraten. Die Sonne blitzt kurz über die schneebedeckten Dächer von Schwäbisch Gmünd, der Heimat des Unternehmens. Hier, zwischen alten Fabrikgebäuden und neuen Bürokomplexen, hat Manfred Ziegler, der neue CEO, sich an die Aufgabe gemacht, den Glanz vergangener Zeiten zurückzubringen.
Im Herzen des Unternehmens, in der Entwicklung, prallen Tradition und Innovation aufeinander. Ein Big-Bang-Ereignis, so könnte man es nennen, hielt im Frühjahr 2023 Einzug, als Ziegler mit dem klaren Auftrag eintraf: das Steuerrad eines angeschlagenen Unternehmens wieder fest in die Hand zu nehmen. „Wir müssen die Welt wieder in die Hände der Kinder bringen“, sagte er in einem ersten Meeting mit den Führungskräften. Seine Augen funkelten, während er über die Bedeutung von Spielzeug für die kindliche Entwicklung sprach, und die Anwesenden spürten die Dringlichkeit seiner Worte.
Ziegler, ein Mann in den besten Jahren, gemessen an seiner Miene mit dem frischen Elan eines Unternehmensneulings, hatte eine erhebliche Transformation hinter sich. Er hatte zuvor die Geschicke eines anderen Unternehmens geleitet, das mit ähnlichen Herausforderungen konfrontiert war. Nun war er bei Schleich angekommen, einer Marke, die starb, als sie versuchte, sich an die digitale Welt anzupassen. „Wir haben die Digitalisierung nicht aufgehalten, aber wir werden nicht zulassen, dass sie uns überrollt“, brachte Ziegler es auf den Punkt.
Die Spielzeugindustrie hat sich gewandelt. Wo einst Couchgespräche um die neuesten Figuren und kreativen Spielideen stattfanden, dominieren heute Online-Reviews und Trends in sozialen Medien. Als Ziegler sich die neuesten Verkaufszahlen ansah, legte er den Fokus auf den direkten Austausch mit seinen Kunden. „Wir möchten Geschichten erzählen, die Kinder und Eltern gleichsam ansprechen und zusammenbringen“, erläuterte er während eines Rundgangs durch die Produktionshallen. Es war ein Tag, an dem die Maschine ungebremst ihre Teile zur Welt der Fantasie brachte.
Das Designteam hatte gerade eine neue Serie vorgestellt: eine Mischung aus klassischen Figuren und zeitgenössischen Themen, die die jungen Käufer ansprechen sollen. Aber die Herausforderung bleibt – das Herz der Marke ist nicht nur die Qualität, sondern die emotionale Bindung. Ein Einhorn mag nicht mehr nur glänzend und schön sein; es muss auch einen Platz in den digitalen Herzen der Käufer haben.
„Wir sind mehr als nur ein Hersteller“, sagte Ziegler und zeigte auf das riesige Schaufenster. „Wir sind Teil ihres Kindheitserbes.“ Die Meisterhafte Gestaltung jeder Figur würde im Zeitalter des Massenmarkts gleichwohl als Kunst gelten. Der Herausforderer war der digitale Wettkampf, der unaufhörlich um die Aufmerksamkeit der Kinder wetteiferte. Für Ziegler galt es, das alte Handwerk neu zu interpretieren.
In der Cafeteria, wo die Umrisse der höchsten Freizeitanlage des Unternehmens sichtbar wurden, fanden angeregte Diskussionen statt. Die Mitarbeiter sprachen über die Innovationskraft, die Ziegler in das Unternehmen gebracht hatte. Einige, skeptisch, fragten, ob es nicht zu spät sei. Doch Ziegler tischte ihnen fix Ideen auf. „Wir brauchen die kreativen Köpfe, die nichts fürchten. Wenn wir uns einlassen auf das, was Kinder heute wollen, bleiben wir relevant.“
An einem Nachmittag entschlossen sich Ziegler und seine Führungsmannschaft, das Thema Digitalisierung offensiv anzugehen. Wie könnte Social Media genutzt werden, um neue Märkte zu erschließen? Sie laden eine Gruppe von Influencern ein, die mit den Kinderfiguren Lösungen fanden, wie diese die Geschichten ihrer Nutzer prägten. Ihre lebhaften Videos reichen weit über die Grenzen Deutschlands hinaus. Plötzlich fand Schleich sich neu im Gespräch, eingefangen in den Bildschirmen der jüngeren Generation.
Es ist wahr, dass Schleich auf einer Welle reitet, die von sozialem Engagement, Kinderentwicklung und traditionellem Handwerk zusammengehalten wird. In einem Sektor, der sich ständig wandelt und anpassen muss, sind die Augen auf Ziegler gerichtet. Er scheint die Zügel fest in der Hand zu haben, doch das Nachdenken über Werte und Visionen bleibt unerlässlich.
Die Herausforderung, eine Marke in die Zukunft zu führen, während die Erinnerungen der Kunden langsam verblassen, ist kaum von der Hand zu weisen. Aber die Figuren, die in den Regalen stehen, erzählen von einer tiefen Geschichte. Sie rufen die Träume von kleinen Abenteurern wach und lassen ein wenig von der Magie der Kindheit aufleben. In einer Welt, die sich unaufhörlich dreht, bleibt nur die Frage: Wird Ziegler das Erbe von Schleich in die nächste Generation tragen können? Nur die Zeit wird es zeigen.