Timothée Chalamet und James Mangold: Eine wilde Fahrt ins Morgen
Kaum ist A Complete Unknown, dieses unterschätzte Juwel, in den Kinos angekommen, da sind Timothée Chalamet und Regisseur James Mangold auch schon wieder vereint. Aber diesmal kein langsames Psychodrama, keine tiefgründigen Dialoge über Identität oder verlorene Seelen – nein, „Driven“ heißt ihre gemeinsame neue Mission: Zwei Minuten Herzrasen pur, ein nervenaufreibender Werbespot für Lucid Motors, die elektrische Zukunft aus Arizona.
Stellt euch vor: Timothée, der ohnehin schon charismatische Wirbelwind, trägt eine lässige Lederjacke, wie wir es von ihm zuletzt in Mangolds Oscar-nominiertem Bob-Dylan-Biopic kannten. Aber statt mit der Blues-Harp hantiert er diesmal mit einem Lenkrad – genauer gesagt, sitzt er hinter dem Steuer des futuristisch anmutenden Lucid Gravity SUV. Neben ihm: Model Larsen Thompson, in einem traumhaft-eleganten Hochzeitskleid. Die beiden stürmen eine top-geheime Wüstenbasis außerhalb von Tucson, rauben sich ihr Raumschiff auf Rädern und rasen in den Sonnenaufgang, verfolgt von blinkenden Polizeilichtern und untermalt von einem triumphalen Yeah-Yeah-Yeahs-Beat. Fast schon wie eine Szene aus einem modernen Western, nur glamourös, elektrisierend und so verdammt cool.
“Es war ein Geschenk,” sagt Timothée in einer Mail an GQ über die erneute Zusammenarbeit mit Mangold. „A Complete Unknown hatte einen total anderen Ton, wir sind nie zuvor gemeinsam mit Autos über ein Set gerauscht. In vielerlei Hinsicht war es ein Beweis des Konzepts.“ Und mit einem Augenzwinkern schwingt da gleich die Hoffnung mit, dass die beiden vielleicht irgendwann ihr ganz eigenes „Bullitt“ drehen könnten – ihr persönlicher Klassiker unter den Auto-Actionfilmen. Wenn Mangold und Chalamet schon einmal so gut hinter dem Steuer harmonieren, warum nicht?
Wer den Schauspieler kennt, weiß: Timothée ist ein New Yorker durch und durch. Das schnelle Leben der Großstadt, der Puls, der nie ganz stoppt. Andererseits auch die gelegentliche Sehnsucht nach Freiheit auf endlosen Landstraßen. Kein Wunder also, dass er offenbar mehr als nur ein Lippenbekenntnis für die elektrische Zukunft ablegt. „Ich hatte schon vorher viel Spaß daran, Lucids Wagen zu fahren, auch wenn es nicht mein eigenes Auto war“, erzählt er. Nicht ganz ohne Ironie fügt er hinzu, dass jemand in der Crypto.com Arena, dem Austragungsort der Lakers-Spiele, den Wagen „leider“ nicht ganz heil gelassen hat. Doch als Lucid später an ihn herantrat und um eine Kooperation bat, zögerte Timothée keine Sekunde: echte Erfahrung und Leidenschaft für „das Handwerk“ – das überzeugte ihn.
Das Fahren ist dem Schauspieler wirklich wichtig, tief verankert in seiner ganz eigenen Geschichte. „Ich habe das Fahren gelernt, als ich mit 20 in L.A. Beautiful Boy drehte,“ erinnert er sich. „Für New Yorker ziemlich spät, aber für mich war das ein sofortiges Vergnügen – die U-Bahn auf Rädern.“ Irgendwie romantisch, nicht wahr? Der urbane Junge, der in der Stadt der unbegrenzten Möglichkeiten das Gefühl von Freiheit und Kontrolle entdeckt, wenn man selbst hinter dem Steuer sitzt. Und dass das mit Stil geht, versteht sich von selbst.
Und keine Sorge, wer dachte, Chalamets Dylan-Faszination wäre nur eine Phase, die mit der Oscar-Kampagne verblasst sei, der wird beruhigt sein. Für die perfekten Roadtrip-Sounds nennt er kein anderes Album als The Times They Are A-Changin’. Seine musikalische Leidenschaft ist also so zeitlos wie sein Look – und die beste Begleitung für die Fahrt ins Unbekannte.

Vielleicht steckt in diesem wilden Ritt durch die Wüste mehr als nur ein Werbespot. Vielleicht ist es ein kleines Versprechen, eine Einladung an all jene, die etwas vom Leben wollen: Folge der Straße, nimm die Kurven mutig, lass dich treiben und hab das Glück auf deiner Seite. Timothée und James zeigen uns, wie man mit Stil und einer ordentlichen Portion Nervenkitzel durchs Leben cruisen kann – und das mit einem Soundtrack, der ebenso rebellisch wie verspielt klingt.
In einer Zeit, in der so vieles elektrisiert, beschleunigt und zugleich seltsam vertraut bleibt, bringt ihre Kollaboration genau die Mischung aus Nostalgie und Zukunftsvision, die wir heimlich alle gesucht haben. Manchmal ist es eben nicht nur ein Auto, nicht nur ein Song – es ist das Gefühl, wenn die Sonne hinter dem Horizont aufgeht, der Asphalt glüht, der Motor schnurrt und man weiß: Die Reise hat gerade erst begonnen.