Es ist ein warmer Morgen in der Stadt, die Sonne schickt ihre ersten Strahlen über die Dächer und trifft auf unzählige Fassaden. Die Temperaturen steigen in die Höhe, und während viele Büros ihre Fenster weit öffnen, um zumindest einen Hauch frischen Luftraum zu generieren, sorgt die Hitze nicht nur für ein schwüles Klima. Fünf ältere Herrschaften stehen vor dem nahen Café und diskutieren angeregt – und dennoch entfaltet sich in ihren Gesichtern ein Zeichen der Erschöpfung. Die Vögel zwitschern, aber der Flugverkehr ist längst nicht mehr so laut. Menschen bleiben eher drinnen, zehren an den Schatten und wirken, als ob sie jede Bewegung abwägen.
Die Auswirkungen der jüngsten Hitzewelle sind nicht einfach doarreuungslos. Eine aktuelle Auswertung der Techniker Krankenkasse hat gezeigt, was vielen bislang als Randnotiz galt: Hitzewellen haben spürbare Auswirkungen auf die Gesundheit. Die Zahlen belegen es: In den letzten Jahren haben sich die Krankmeldungen aufgrund hitzebedingter Beschwerden verdoppelt. Besonders betroffen sind Arbeitnehmer, die in Berufen standen, in denen körperliche Anstrengung und Hitze eine gefahrvolle Mischung darstellen. Bauarbeiter, Lagerhelfer und Erntehelfer sind in dieser Hitze besonders gefordert. Auch im Büro sind die Angestellten nicht gefeit; ihre Produktivität leidet, Konzentration schwindet, die Fehlerquote steigt.
In einer kleinen Marketingagentur am Stadtrand wird gerade eine Besprechung zum Thema „Mitarbeiterbindung“ durchgeführt. Es herrscht eine Atmosphäre der Motivation, obwohl die Temperatur den kritischen Punkt erreicht hat. Lisa, die Teamleiterin, hat frische Säfte für alle bereitgestellt, in der Hoffnung, dass ausreichende Flüssigkeitszufuhr die Stimmung hebt. „Lasst uns doch mal überlegen, wie wir die kommende Hitzewelle abfedern können“, sagt sie mit einem Lächeln, während sie auf die Bildschirme schaut, die lively Statistiken zur Mitarbeiterzufriedenheit projizieren. Doch der Schweiß auf den Stirnen der Anwesenden wird mehr und mehr zu einer Belastung als zu einer Erfrischungsidee. Ein Anruf zur Gesundheitsabteilung wurde gemacht, und die neu vorgeschlagene Befristung des Homeoffice wird diskutiert.
Ein wenig Fußweg weiter, in einem stark frequentierten Supermarkt, bemerkt Serkan, der als Kassierer arbeitet, ebenfalls die Anzeichen der übermäßigen Hitze. „Manche Leute kommen hier rein, als hätten sie gerade einen Marathon hinter sich“, sagt er. „Es gibt Momente, da habe ich das Gefühl, dass ich die Kassenlade nur noch mit einem kräftigen Ruck schließen kann – vor lauter Erschöpfung.“ Besonders ältere Kunden, die sich bereits schwerfällig durch die Gänge bewegen, scheinen von der Sommerhitze besonders betroffen. Serkan hat angewiesen, die Kühltruhen möglichst oft zu überprüfen: „Wir müssen sicherstellen, dass die Anlage einwandfrei funktioniert, sonst haben die Leute hier ein ernsthaftes Problem.“
Untersuchungen sprechen eine deutliche Sprache: Der Zusammenhang zwischen Temperaturen und der Zunahme von Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder psychischen Belastungen wird immer offensichtlicher. In der Altersgruppe über 65 Jahren ist das Risiko an Hitzschlägen oder Dehydration bei hochsommerlichen Temperaturen besonders ausgeprägt. Diese Bevölkerungsgruppe ist nicht nur verletzlicher, sondern auch oft in Berufen zu finden, in denen einfache körperliche Tätigkeit mehr verlangt wird, als der Körper geben kann.
Ebenfalls alarmierend ist die Tatsache, dass viele Unternehmen, diese Korrelation oft weiterhin gar nicht auf dem Schirm haben. Während Umfragen ergeben, dass Managementebenen vermehrt über regenerative Energien und nachhaltige Ressourcen nachdenken, taucht das Thema der zunehmenden Belastung durch Hitzewellen in vielen Personalabteilungen nicht einmal auf. Aufträge und Effizienz – das ist die Devise. Wohl kaum ist einer Managerin oder einem Manager bewusst, wie wenig diese Fokusführung zum langfristigen Wohl des Unternehmens beiträgt.
Momentan wird in besagtem Altersheim, wo die Temperaturen trotz Klimaanlage stark steigen, nicht einmal beim Mittagessen für die älteren Bürger auf die Hitze geachtet. Mit Suppen und anderen warmen Speisen, die für die Kulisse des Sommermonats ähnlich stark sind wie für den Winter, überwältigen die Pfleger die Bewohner. Die Diskussion über „kalte Kost“ wird in einem Nebensatz abgetan, als ob es sich um eine veraltete Pflegeform handelte. Die britische Journalistin Naomi Klein beleuchtet dieses Phänomen in ihrer aktuellen Arbeit und fragt: „Wann wird endlich erkannt, dass wir auch in der Arbeitswelt empfinden, fühlen und atmen könnten?“ Der Ausdruck der Frage scheint in einem Raum japansischer Salate und übergossener Erdbeeren allein schon revolutionär zu sein.
Ein balancierter Austausch, der im Bestreben nach Fortschritt entsteht, kann nicht ohne einen Sprung über den Tellerrand stattfinden. Die hitzebedingten Folgen lassen sich nicht nur in Statistiken gießen. Hinter der Ansammlung von Daten verbergen sich persönliche Geschichten, Ängste und eine gewisse Zukunftsangst. Es geht nicht nur darum, die Ansprüche an Arbeitnehmer neu zu formulieren, sondern auch die ganz persönliche Verantwortung zu transportieren.
Das Bild des gesamten Arbeitspensums im Angesicht der Hitzewellen könnte also ebenso gut ein positiver sein: Überprüfung von Arbeitsbedingungen, Flexibilität der Arbeitsstunden, Verständnis für das Wohlbefinden der Mitarbeiter. Der Klimawandel ist da – und er ist nicht nur eine Herausforderung für die globale Gemeinschaft, sondern auch ein Aufruf zur neu gedachten Zusammenarbeit und einem bewussten Miteinander.
So bleibt offen, was die nächsten Monate bringen werden, denn die Hitzewellen werden nicht abnehmen, sondern sich weiter verstärken. Sicher ist nur, dass Menschen hierzulande vielleicht bald eine neue Perspektive erlernen müssen. Es ist ein Aufruf zur Achtsamkeit, ein Hinweis darauf, wie es uns auch in solch belebten Städten wie dieser gehe, während sich die Temperatur mit jedem Grad weiter nach oben schiebt.