Sie schlurfen nachts durch den Dschungel, Schatten in der Dunkelheit, die keiner so recht zählen kann – nur spüren. Die M23-Rebellen in der Demokratischen Republik Kongo sind mehr als nur eine bewaffnete Bande. Sie sind das Echo von Angst, Schmerz und schockierender Brutalität, die die Welt mit angewinkelten Fingern ignoriert hat, bis die neuesten Berichte der Vereinten Nationen das Fass zum Überlaufen bringen: Kriegsverbrechen, Vergewaltigungen, Hinrichtungen von unschuldigen Kindern. Klingt nach einem düsteren Horrorfilm? Leider ist es bittere Realität.
Stellen Sie sich jetzt eine Landschaft vor, die wunderschön, fast malerisch wirkt – grüne Hügel, ein leises Flüstern des Windes, der durch die Blätter streicht. Doch unter dieser friedlichen Fassade verbirgt sich eine andere Wahrheit: Schrecken, der das Herz zum Stocken bringt. Frauen, deren Stimmen durch Gewalt zum Schweigen gebracht wurden, Kinder, die das Böse in seinen schroffesten Formen kennenlernen mussten. Es sind nicht bloß Nachrichten, es sind die Gemälde eines unvorstellbaren Albtraums.
Die M23, eine Gruppe, die 2012 bereits für Aufsehen sorgte und sich nun mit schrecklicher Vehemenz zurückmeldet, hat laut UN-Bericht aus ihrer Rückkehr keinen Hehl gemacht: Die Anschuldigungen reichen von sexueller Gewalt bis hin zu gezielten Hinrichtungen – juristisch längst keine graue Zone mehr, sondern klare Verstöße gegen internationales Recht. Wenn das nicht reicht, um einem den Schlaf zu rauben, was dann?
Man kann diesen Konflikt – wie viele vor ihm – als einen weiteren tragischen Tropfen in der endlosen Reihe politischer und ethnischer Auseinandersetzungen abtun. Oder man kann sich die Frage stellen: Warum sehen wir oft weg? Warum schleicht sich im globalen Nachrichtengeschehen so häufig eine Art Desinteresse ein, wenn Übergriffe diesen Ausmaßes in den entlegensten Gefilden der Erde geschehen? Liegt es daran, dass das Elend irgendwo anders passiert? Zu komplex, zu unübersichtlich? Oder vielleicht einfach zu nah – und doch so fern?
Und da wären wir wieder am Anfang: Die Schatten, die durch den kongolesischen Urwald ziehen, bringen nicht nur Gefahr, sondern fordern auch unsere Aufmerksamkeit. Denn während das Bild auf der Oberfläche ruhig und idyllisch erscheint, kratzt es am Lack einer tiefen, menschlichen Tragödie. Irgendwo da draußen verlieren unschuldige Leben ihre Unschuld – und damit ein Stück von dem, was uns alle verbindet.
Vielleicht sind es gerade solche Dissonanzen, die uns zum Umdenken zwingen: Wie viele Schatten tragen wir eigentlich in uns, bevor wir das Licht nicht mehr ertragen? Und vor allem – wie viele Geschichten wie diese brauchen wir noch, bis die Welt endlich aufwacht?